Huber: Menschen fragen wieder weiter

Köln (epd). Der katholische Weltjugendtag in Köln ist nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, ein Zeichen für eine Renaissance der Religion. Religion sei wieder gefragt, vor allem bei jungen Leuten, sagte der Berliner Bischof am Dienstag in einem Interview des Deutschlandfunks. Dafür gebe es neben dem bis Sonntag dauernden Weltjugendtag Anzeichen wie den evangelischen Kirchentag im Mai oder das große Interesse am Papstamt. Dazu komme ein großes spirituelles Interesse in der Gesellschaft. «Menschen fragen wieder weiter!»

Er sei davon überzeugt, «dass Religion ein großes Thema des 21. Jahrhunderts auch in Deutschland ist», fügte der Repräsentant von rund 26 Millionen Protestanten in der Bundesrepublik hinzu. Allerdings habe diese neue Religiösität auch oft etwas Unbestimmtes. Die Aufgabe der Kirchen sei es, dieser Frage eine bestimmte Richtung zu geben, «die Antworten aus der christlichen Tradition neu lebendig zu machen», so Huber.

Bei seinem Treffen mit Papst Benedikt XVI. am Freitag in Köln stehe die Ökumene im Zentrum, bekräftigte der EKD-Ratsvorsitzende. Der Papst selbst habe die Einheit der Christenheit und damit die ökumenische Gemeinschaft als wichtigstes Thema seines eigenen Pontifikats benannt. Dialog bedeute, «dass jeder das Seine einbringt, dass die unterschiedlichen Profile deutlich werden und dass auf dieser Grundlage gegenseitiger Respekt wächst und man das, was man miteinander tun kann, auch tatsächlich miteinander tut.»

Er sei nicht neidisch, dass es in der evangelischen Kirche keine Führungsfigur wie den Papst in der römisch-katholischen Kirche gibt, fügte der frühere Theologieprofessor hinzu. Huber: «Ich sage fröhlich: Sie haben einen Papst, wir haben keinen.»

Zum Thema Ökumene sagte Huber weiter, hier sei ein «langer Atem» nötig. Allerdings müsse sich dieser lange Atem auch mit einem Schuss Ungeduld verbinden. Es gebe ökumenische Themen, die auch besonders dringend nach Lösungen verlangen. Als Beispiel nannte Huber Familien, die verschiedene Konfessionen miteinander verbinden.

16. August 2005