Geisendörfer-Preis der evangelischen Kirche verliehen

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat die Medien an ihre Verantwortung erinnert. Die Sender müssten im Programm «Räume für die kritische Auseinandersetzung mit unserer komplexen Wirklichkeit» schaffen, sagte Huber am Montag bei der Verleihung des Robert-Geisendörfer-Preises in Berlin. Wo Kultur nur genutzt werde, unsere Welt weiter zu kommerzialisieren, würden Menschen gehindert, mit Kultur die Welt zu verstehen.

Huber erinnerte daran, dass Medien dazu beitragen sollten, den Menschen das Fremde zu erklären. Diesen Auftrag dürften sie nicht «zu Gunsten anderer Abhängigkeiten verraten». Wer erlaube, dass sich unlautere Werbung ins Programm einschleiche, wie kürzlich die Recherchen des Evangelischen Pressedienstes (epd) gezeigt hätten, mache sich eines Verrats schuldig, kritisierte der Ratsvorsitzende.

Mit dem Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche, wurden insgesamt sechs Hörfunk- und Fernsehproduktionen ausgezeichnet. In der Kategorie Hörfunk ging ein Preis an Helga Dierichs und Nikolai von Koslowski für das Feature «Vergitterte Welt. Katrin L.: Die Geschichte einer Magersucht», das in NDR Info gesendet wurde. Ausgezeichnet wurden auch Hans-Eckehard Bahr und Antonio Pellegrini für die BR-Sendung «Und ich sah aus dem Meer ein Tier heraufsteigen. Apokalyptische Visionen in den Weltbildern der Gegenwart».

In der Kategorie Fernsehen wurde der Autor und Regisseur Sebastian Winkels für seinen Film «7 Brüder» ausgezeichnet. Der ZDF-Film über sieben Brüder, die zwischen 1929 und 1945 geboren wurden, sei, so die Jury, zugleich «Familienporträt und zeitgeschichtliches Dokument». Ein zweiter Preis ging an Katerina Woj für den Film «Rache an einem Fluglotsen. Die zweite Tragödie am Bodensee». In dem Film, der in der Reihe «die story» im WDR gesendet wurde, stelle die Autorin eine «archaische Selbstjustiz schonungslos dem westlichen Rechtssystem gegenüber», so die Jury.

Die Jury «Kinderprogramme» des Robert-Geisendörfer-Preises zeichnete die Autoren Johannes A.Brunners und Michael Petrowitz für den Film «Erste Liebe» aus der RTL-Serie «Meine schönsten Jahre» aus. Der Preis für die beste Kinderfernsehproduktion wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben.

Der Sonderpreis der Jury für den Robert-Geisendörfer-Preis ging an den Autor und Regisseur Edgar Reitz für seine Trilogie «Heimat». Dieses Werk sei «der lebendige Beweis für ein anderes, ein mitreißendes und beglückendes Erzählfernsehen», sagte Laudator Karl Prümm, Professor für Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg.

05. September 2005