"Zentrum gegen Vertreibungen": EKD und polnische Kirchen kritisch

Frankfurt a.M. (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Polnische Ökumenische Rat der Kirchen stehen der Einrichtung eines einzigen "Zentrums gegen Vertreibungen" in Berlin durch den Bund der Vertriebenen kritisch gegenüber. Dies würde "den bisherigen positiven Schritten auf dem deutsch-polnischen Weg der Versöhnung und der europäischen Dimension dieser Herausforderung nicht gerecht", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die nach Angaben von EKD-Sprecher Christof Vetter vom Wochenende in den nächsten Tagen aus Anlass des 40. Jahrestags der Ostdenkschrift veröffentlicht werden soll.

"Wir sind der Überzeugung, dass das Schicksal aller Vertriebenen in das gemeinsame Gedächtnis der Völker Europas geschrieben werden muss", betonen EKD und der Polnische Ökumenische Rat. Angesichts der Tatsache, dass nur noch wenige Menschen aus der damaligen Generation leben, sei es höchste Zeit für diese Erinnerung, heißt es weiter. Der Rat der EKD wisse sich mit den Verfassern der Denkschrift einig, die den Weg freigemacht habe für Versöhnung zwischen ehemaligen Kriegsgegnern, "dass die gemeinsame Erinnerung an das Unrecht der Vertreibungen nicht die Schuld des nationalsozialistischen Deutschland am Ausbruch des Weltkrieges relativieren darf".

Der Bund der Vertriebenen wollte das Zentrum in der Berliner Kirche St. Michael einrichten, hatte dies aber im August nach einem Streit mit dem Erzbistum Berlin wieder abgesagt.

Im Polnischen Ökumenischen Rat sind insgesamt sieben evangelische, orthodoxe und nationalkatholische Kirchen zusammengeschlossen. Die Denkschrift "Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn" wurde im Oktober 1965 veröffentlicht. Der damals heftig umstrittene Text wird heute als Durchbruch zur Aussöhnung vor allem mit Polen gewertet.

12. September 2005