Kirchen schlagen globale Partnerschaft zwischen Arm und Reich vor

Appell an UN-Jubiläumsgipfel: Die Millenniumsziele sind immer noch zu erreichen

W a s h i n g t o n (idea) – Für eine globale Partnerschaft zwischen Reichen und Armen haben sich über 30 führende Vertreter katholischer, evangelischer, orthodoxer und anglikanischer Kirchen und Freikirchen ausgesprochen. Nach einer dreitägigen Studientagung in Washington richteten sie einen Appell an den Jubiläumsgipfel zum 60jährigen Bestehen der Vereinten Nationen, der vom 14. bis 16. September in New York zusammentritt. In dem Papier unter dem Titel „Ein Ruf zur Partnerschaft“ vertreten die Kirchen die Ansicht, dass die vor fünf Jahren vereinbarten Millenniumsziele trotz Rückschlägen noch zu erreichen sind. Derzeit sind die 191 Mitgliedsländer der UNO weit entfernt von dem Ziel, die extreme Armut bis 2015 zu halbieren, für Zugang zu sauberem Trinkwasser zu sorgen, die Kindersterblichkeit zu verringern, AIDS, Malaria und andere Krankheiten zu bekämpfen, allen Kindern eine Grundschulbildung zu garantieren, eine nachhaltige Umweltpolitik zu betreiben und Gleichberechtigung für Frauen zu erreichen.

Millenniumsziele sind stecken geblieben

An der Kirchenversammlung unter Vorsitz des südafrikanischen anglikanischen Erzbischofs Njongonkulu Ndungane (Kapstadt) nahmen unter anderen die Generalsekretäre des Reformierten und des Lutherischen Weltbunds, Setri Nyomi und Ishmael Noko (beide Genf), sowie der Vorsitzende und der Internationale Direktor der Weltweiten Evangelischen Allianz, Baptistenpastor Ndaba Mazabane (Durban/Südafrika) und Geoff Tunnicliffe (Markham/Kanada), teil. In der Erklärung würdigen die Kirchenvertreter das Zustandekommen der Millenniumsziele; ihre Umsetzung sei jedoch bisher stecken geblieben. Die Kirchen bieten der Staatengemeinschaft ihre Partnerschaft an, um eine gerechtere Welt „für alle Kinder Gottes“ zu schaffen. Gott rufe die Kirchen auf, die Menschen in Armut in den Mittelpunkt zu stellen. Die Globalisierung habe Wirtschaftswachstum in bisher unbekanntem Ausmaß gebracht. Gleichzeitig müsse etwa jeder sechste Erdenbürger täglich um sein Überleben kämpfen. „Die Konzentration des Reichtums in unserer Welt wächst, während so viele Menschen leiden; das ist ein Skandal, der uns alle arm macht“, heißt es in dem Papier.

Was die Regierungen alles tun sollen

Mit ihrem weltumspannenden Netz seien die Kirchen in der Lage, einen Beitrag zur Entwicklung zu leisten. Die Regierungen werden zum Handeln ermahnt. Sie sollten eine gerechte Gesellschaft schaffen, Menschenleben schützen, Menschenrechte verteidigen, gerechte Wirtschaftsstrukturen fördern, die ärmsten Länder von ihrer Schuldenlast befreien, die Entwicklungshilfe verstärken und für einen gerechten Welthandel sorgen. Es gelte ferner, Kriege zu verhindern, die unschuldige Menschen in noch größere Armut stürzten. Korruption sei ein weiteres Entwicklungshemmnis und müsse durch größere Rechenschaftspflicht und Transparenz bekämpft werden.

Werden die Millenniums-Ziele verfehlt?

Nach einem UN-Bericht werden die Millenniumsziele verfehlt, wenn die Entwicklung weitergeht wie bisher. Zwischen der angestrebten Halbierung der Armut bis 2015 und den nach jetzigem Stand zu erwartenden Ergebnissen klaffe eine Lücke von rund 380 Millionen Menschen, die mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen müssten. 47 Millionen Kinder hätten in zehn Jahren immer noch keine Grundschulausbildung. Im Jahr 2002 hatten sich die Industrienationen vorgenommen, mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts in Entwicklungszusammenarbeit zu investieren, wenn es die Wirtschaftslage zulasse. Dieses Ziel haben bisher fünf Staaten erreicht: Dänemark, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen und Schweden.

15. September 2005