Huber: Liberaler Umgang mit religiöser Vielfalt in Türkei nötig

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat von der Türkei eine Neubestimmung des Verhältnisses von Staat und Religion verlangt. Die Ausrichtung der türkischen Regierung auf Europa zwinge zu einem liberalen Umgang mit religiöser Vielfalt, sagte er wenige Tage vor dem geplanten Beginn der Beitrittsverhandlungen. Bei einem Symposium zu Religionsfreiheit und Frieden ergänzte Huber am Donnerstagabend in Berlin, derzeit werde Religionsfreiheit in der Türkei nur sehr eingeschränkt anerkannt.

Im Unterschied zum Islam würden andere Religionen in der Türkei unter Bezug auf das laizistische Staatsverständnis "ausgegrenzt oder in Grauzonen gedrängt", kritisierte der Ratsvorsitzende. Die christlichen Kirchen einschließlich des Ökumenischen Patriarchates in Istanbul würden weiter massiv behindert. Wegen fehlender Anerkennung als juristische Person seien Kirchen bei Eigentumserwerb, Arbeitserlaubnissen und Ausbildung von Geistlichen diskriminiert. Wenn die Türkei zur EU gehören wolle, müsse sie sich auf den Grundkonsens der Mitgliedstaaten einlassen und Fakten schaffen.

Im Hinblick auf die Muslime in Deutschland und der EU sagte der Ratsvorsitzende, die Entwicklung einer "europäisch orientierten muslimischen Identität" erfordere ein ausreichendes Maß an Offenheit. Dabei komme der Spracherziehung und dem Religionsunterricht eine
Schlüsselrolle zu.