Kirchengebäude neu entdecken - Evangelischer Kirchbautag in Stuttgart

Stuttgart (epd). Kirchengebäude sind nach den Worten des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, Schlüsselräume für die Zukunft der Kirche. Deshalb müssten sie stärker als bisher mit Leben erfüllt werden, betonte der Berliner Bischof auf dem 25. Evangelischen Kirchbautag am Freitag in Stuttgart. Nach dem Bauboom der Nachkriegszeit müsse die evangelische Kirche «ihre starken Kirchen» als Kernräume des Gemeindelebens wieder entdecken.

Angesichts der «Wiederkehr der Religion» komme dem Erhalt der Kirchen eine zentrale Bedeutung zu, unterstrich der oberste Repräsentant der rund 26 Millionen Protestanten. Huber stellte dabei die Verteidigung der Kirchenräume in eine Reihe mit der Bewahrung der Feiertage sowie dem Eintreten für dem Religionsunterricht als ordentliches Schulfach. Der Umgang mit kirchlichen Räumen gehöre aktuell zu den «symbolisch wichtigen Kämpfen», an denen sich die Auseinandersetzung der Moderne mit ihrem christlichen Erbe zeige.

Allerdings werde die evangelische Kirche ihren Grundstücks- und Häuserbestand nicht komplett erhalten können, räumte Huber ein. Eine Abschmelzung ihres Immobilienbesitzes müsse man auch im Hinblick auf die Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung und die Situation der kirchlichen Finanzen als unerlässlich anerkennen, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende.

Derzeit gibt es in Deutschland nach Hubers Angaben mehr als 21.000 evangelische Kirchen, über 2.500 evangelische Friedhofskapellen und mehr als 3.100 evangelische Gemeindezentren mit Gottesdiensträumen. Der Erhaltungs- und Instandsetzungsbedarf für sie werde auf etwa sechs Milliarden Euro beziffert.

Die Verringerung des kirchlichen Gebäudebestandes dürfe sich aber nur zu allerletzt auf Kirchengebäude beziehen, empfahl der Berliner Bischof. Zuvor müsse man sich von anderen Gebäuden wie Wohnungen, Gemeindehäusern oder auch Pfarrhäusern trennen. Ein Abbruch von Kirchengebäuden sei einer Fremdnutzung, die dem Ansehen der Kirche schade, vorzuziehen: «Schon eine sehr geringe Zahl von Kirchen, die als Diskotheken, als Einkaufszentren oder als Fischrestaurants genutzt werden, gefährdet den Symbolgehalt auch anderer Kirchengebäude.» Wegen des hohen Symbolwertes einer Kirche sei ihre Nutzung etwa als Moschee ausgeschlossen.

Hauptthema des Kirchbautags, an dem bis Sonntag Architekten, Pfarrer, Denkmalschützer und Mitarbeiter kirchlicher Baureferate teilnehmen, ist die Zukunft von Kirchengebäuden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Dabei geht es um Fragen von Umbau, Erhalt, möglichem Verkauf und Fremdnutzung von Gotteshäusern.

30. September 2005

"Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland" (Stiftung KiBa)