Theologe: Vorgeburtliche Untersuchung nicht zur Routine machen

Hannover (epd). Der Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, hat sich dagegen gewandt, vorgeburtliche Untersuchungen als medizinischen Routinemaßnahmen vorzunehmen. Der bewusste Verzicht auf pränatale Diagnostik sollte in Familien, in Schulen und in Medien stärker erörtert werden, sagte er am Mittwochabend in Hannover. Es sei wichtig, das Recht auf Nicht-Wissen als normal anzuerkennen.

«Wir wollen die Freiheit des Wissens nicht antasten. Aber Menschen, die vor der Geburt nichts über eine mögliche Behinderung erfahren möchten, sollten keine Ausnahmen sein», ergänzte der Theologe. Jede zehnte Schwangere in Deutschland lässt ihr Kind nach Angaben des Nationalen Ethikrats umfassend vorgeburtlich untersuchen. Dabei müsse sich jede werdende Mutter fragen, wie viel Wissen ihr gut tue, sagte Barth.

Barbara Ernst von der Beratungsstelle «pro familia» sagte, es gelte als normal, behinderte Kinder nicht zu bekommen. Entscheide sich eine Mutter dennoch für das Kind, setze sie sich Selbstzweifeln und dem Druck der Gesellschaft aus.

06. Oktober 2005