Soziale Organisationen fordern stärkeren Kampf gegen Armut

Bonn (epd). Soziale und entwicklungspolitische Organisationen haben die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in der Welt angeprangert. "Wir fordern die Regierungen auf, die Anstrengungen für die Bekämpfung sozialer Ungerechtigkeit zu verstärken", sagte der Sprecher von "Social Watch Deutschland", Klaus Heidel, am Freitag in Bonn. Vor allem in Afrika habe sich die Situation verschlechtert, dort lebten heute 140 Millionen Menschen mehr in Armut als 1990.

Der fünfte "Social Watch Report Deutschland", den Heidel vorstellte, untersucht die Umsetzung der Beschlüsse von mehreren UN-Gipfeltreffen. Zehn Jahre nach dem Weltgipfel für soziale Entwicklung in Kopenhagen und fünf Jahre nach dem UN-Millenniumsgipfel sei die Welt weit davon entfernt, die Ziele der Konferenzen zu erreichen. "Das große Versprechen zur Armutsbekämpfung wurde bisher nur unzureichend umgesetzt", sagte Heidel. "Was fehlt, ist der politische Wille."

Nach Ansicht von Jürgen Reichel vom Evangelischen Entwicklungsdienst zeigt der Bericht, dass die Armutsbekämpfung und der Schutz der Menschenrechte zur vorrangigen Aufgabe der Staatengemeinschaft werden müssten. Die Ergebnisse wiesen darauf hin, was geschehe, wenn Institutionen wie die Welthandelsorganisation (WTO) "nicht einen Funken Verständnis für Menschenrechte mitbringen", sagte Reichel. Die WTO habe Regeln durchgesetzt, die Patente so erfolgreich schützten, dass der Import von Medikamenten für Aidskranke verhindert werde.

Die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" forderte einen effizienteren Kampf gegen den Hunger. "Vor allem Kleinbauern müssen mehr gefördert werden, denn der überwiegende Teil der Hungernden lebt auf dem Land", erklärte Reinhard Koppe, Leiter des Teams Grundsatz und Entwicklungspolitik, zu dem Bericht. Von der Entwicklungshilfe kämen aber immer weniger Mittel der Landwirtschaft zu Gute.

"Social Watch Deutschland" ist ein Zusammenschluss von 28 entwicklungs- und sozialpolitischen Organisationen, Stiftungen und Gewerkschaften. Der "Social Watch Deutschland Report 2005" wurde von 14 Mitgliedern herausgegeben, darunter das Diakonische Werk der EKD, der Evangelische Entwicklungsdienst sowie die Aktion "Brot für die Welt".

21. Oktober 2005