EKD-Ratsvorsitzender fordert mehr Liebe zur eigenen Kirche

Maulbronn (epd). In der Stärkung des persönlichen Glaubens und einer Erneuerung des Verhältnisses zur eigenen Kirche sieht der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, vordringliche Aufgaben evangelischer Christen. Bei aller nötigen Kritik müsse zugleich immer die Liebe zur Kirche erkennbar sein, sagte der Berliner Bischof am Samstag in Maulbronn (Enzkreis). Huber fügte hinzu: "Viele unter uns reden von der eigenen Kirche sehr viel schlechter, als sie es verdient."

In seinem Grundsatzreferat zum Thema "Glauben in der Welt - Die Säkularisierung und die Zukunft der Kirchen" hob Huber hervor, dass die evangelische Kirche eine "Gestalt der einen, heiligen, allgemeinen und apostolischen Kirche" sei wie andere Kirchen auch. Damit habe sie Anteil an der gesamten Geschichte der Christenheit, nicht nur an den letzten 500 Jahren. "Wir haben keinen Grund, uns für eine verspätete Kirche zu halten." Huber sprach bei einer Tagung der baden-württembergischen Johanniter-Arbeitsgemeinschaft für Gegenwartsfragen.

Bei den Kirchen gingen zwar aus Einsparzwängen die Handlungsmöglichkeiten zurück, zugleich wachse aber die Nachfrage nach geistlicher Orientierung, sagte Huber weiter. Es gebe kaum einen kulturellen oder gesellschaftlichen Bereich, in dem man nicht Zeichen für eine Wiederkehr des Religiösen beobachten könne. Kirche werde wieder gefragt. Parallel wandele sich der deutsche Protestantismus, er ziehe aus mancher vertrauten Wohnung aus und benutze wieder "einfachere Zelte und Unterstände".

Im Bereich der Religionen gibt es nach Hubers Worten wirkliche Toleranz nur auf der Grundlage gelebter Religion. Dies habe Auswirkungen bis hin zum Religionsunterricht. Wenn er dem Verstehen von Religion dienen solle, brauche man Lehrer, denen Religion selber wichtig sei. Die Pläne des Landes Berlin-Brandenburg für ein staatliches Pflichtfach Ethik nannte Huber einen "Irrweg". Man könne nicht alle Religionen aus dem gleichen Abstand betrachten.

22. Oktober 2005

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut