Sterbehilfe-Streit: Barth bezweifelt Eignung Kuschs als Justizsenator

Berlin (epd). In der Debatte um aktive Sterbehilfe hat der Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, die Eignung Roger Kuschs als Hamburger Justizsenator in Frage gestellt. Es sei ein Skandal, dass der CDU-Politiker den Unterschied zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe nicht kenne, sagte Barth am Mittwochabend in Berlin zur Eröffnung einer Fotoausstellung über Sterbehospize. Hamburgs CDU müsse sich ernsthafte Gedanken machen, ob Kusch als Justizsenator an der richtigen Stelle sei.

Der CDU-Politiker hatte eine Legalisierung der aktiven Sterbhilfe ins Gespräch gebracht. Dabei hatte er den rechtlichen Unterschied zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe in Zweifel gezogen. Auch passive Sterbhilfe sei «in aller Regel etwas Aktives».

Barth betonte, auch wenn er dem, der sich selbst töte, den Respekt nicht versage, könne er Selbsttötung nicht «billigen und gutheißen». Wer begriffen habe, dass ein Mensch nicht für sich selbst lebe, könne in der Selbsttötung immer nur einen Unfall und einen Hilfeschrei sehen. Kranke müssten nicht durch die Hand, sondern an der Hand eines anderen Menschen sterben, sagte der Theologe, der dem Nationalen Ethikrat angehört.

Barth räumte ein, auch die beste Schmerztherapie und Hospizpflege könnten nicht alles Leid verhindern. Doch Hospizbewegung und Palliativmedizin seien derzeit die beste verfügbare Antwort auf die Leiden Schwerstkranker und Sterbender.

Die Ausstellung «Noch mal Leben. Eine Fotoausstellung über das Sterben» im Berliner Willy-Brandt-Haus zeigt Bilder und Text-Passagen über das Leben in Hospizen. Die Journalistin Beate Lakotta und der Fotograf Walter Scheels hatten 24 Menschen auf ihrem Sterbeweg begleitet. Die Ausstellung war bereits im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden zu sehen. Texte und Fotos sind zudem im Bildband «Noch mal leben vor dem Tod» veröffentlicht worden.

27. Oktober 2005

Die Ansprache zur Ausstellungseröffnung im Wortlaut

Die EKD-Pressemitteilung zur Ausstellungseröffnung