EKD-Vizepräsident Hermann Barth wird 60 Jahre alt

Frankfurt a.M. (epd). Der Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, wird am Samstag 60 Jahre. Seit 1993 leitet er die Hauptabteilung «Theologie und öffentliche Verantwortung». Zum 1. März wird Barth der Nachfolger von Valentin Schmidt als Präsident des EKD-Kirchenamtes. Der Theologe gehört seit 2004 dem Nationalen Ethikrat an. Auch ist er Mitglied im ZDF-Fernsehrat.

Barth wurde am 12. November 1945 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Nach dem Studium der evangelischen Theologie in Heidelberg, Edinburgh und Tübingen war er von 1970 bis 1977 Wissenschaftlicher Assistent am Alttestamentlichen Seminar des Fachbereichs Evangelische Theologie der Universität Hamburg.

Weitere Stationen waren das Vikariat in der Evangelisch-reformierten Kirche und das Gemeindepfarramt im pfälzischen Kerzenheim. Seit 1985 ist der promovierte Theologe, zu dessen Hobbys der Posaunenchor gehört, im Kirchenamt der EKD.

Seine Stimme hat im Protestantismus Gewicht

Von Rainer Clos

Frankfurt a.M. (epd). Seine Stimme im deutschen Protestantismus hat Gewicht. Denn Hermann Barth, der am Samstag 60 Jahre alt wird, bestimmt den Kurs der evangelischen Kirche seit langem mit. Seit zwölf Jahren ist er Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In dieser Funktion leitet Barth in Hannover die Hauptabteilung "Theologie und öffentliche Verantwortung", was ihm anerkennend saloppe Titel wie "EKD-Cheftheologe" oder theologischer Vordenker eintrug.

An markanten kirchlichen Stellungnahmen war er maßgeblich beteiligt. Die Wirtschaftsdenkschrift gehört ebenso dazu wie die Erklärung "Gott ist ein Freund des Lebens", die einen breiten evangelisch-katholischen Konsens beim Schutz des Lebens von Anfang bis Ende dokumentiert. Aber auch auf den Feldern der Friedensethik, Sozialethik und Gentechnik formulierte er die evangelischen Standpunkte entscheidend mit. Federführend und lenkend war Barth beim Zustandekommen des evangelisch-katholischen Wortes zur wirtschaftlichen und sozialen Lage engagiert.

Dass Barths profunde Kenntnis und differenzierte Positionen zu den neueren Entwicklungen in der Biomedizin auch außerhalb der Kirche aufmerksam wahrgenommen werden, unterstreicht seine Berufung in den Nationalen Ethikrat, in dem er seit 2004 mitarbeitet. Zudem gehört er auf der Bank der Kirchenvertreter dem ZDF-Fernsehrat an. In seiner Freizeit, aber auch bei Synoden bläst er das Horn im Posaunenchor.

An dem großen Rad der innerkirchlichen Reform, die zu einer Stärkung der Erkennbarkeit des Protestantismus in der Öffentlichkeit beitragen soll, dreht Barth ebenfalls mit, nicht auftrumpfend, aber einflussreich. Die unspektakulären kirchlichen Aktivitäten - Gottesdienst, Kinder- und Jugendarbeit, religiöse Erziehung, Seelsorge - liegen ihm ebenso am Herzen wie der Einfluss der Kirche auf Gesellschaft und Politik.

Barth stammt aus Ludwigshafen am Rhein, wo er am 12. November 1945 als Sohn einer Pfarrersfamilie geboren wurde. Als waschechter, auf seine Herkunft stolzer Pfälzer nimmt er gelegentlich frotzelnd die Bezeichnung "Ober-Pfälzer" für sich in Anspruch. Nach dem Studium der Theologie in Heidelberg, Edinburgh und Tübingen war er wissenschaftlicher Assistent am Alttestamentlichen Seminar der Universität Hamburg. Sein weiterer Werdegang führte ihn nach Promotion und Vikariat ins pfälzische Kerzenheim, wo er von 1978 bis 1985 als Gemeindepfarrer tätig war. Anschließend wechselte er ins Kirchenamt der EKD, das die Landeskirchen übergreifenden Aufgaben wahrnimmt.

Im März wartet eine neue Schwelle und Chance auf Barth, der von Weggefährten als bienenfleißig, gescheit, von großer Freundlichkeit und sehr um Ausgleich bemüht beschrieben wird. Der hochversierte Theologe rückt als Präsident an die Spitze des EKD-Kirchenamtes. Die erste große Bewährungsprobe wartet bereits. Muss er doch dafür sorgen, dass sich das Kirchenamt neu sortiert. Denn im Zuge der Strukturreform sollen dort die bislang eigenständigen Amtsstellen der unierten und lutherischen Kirchen in das EKD-Kirchenamt integriert werden.

10. November 2005