EKD zeigt Grenzen gesellschaftlicher Toleranz auf

Berlin (epd). Die evangelische Kirche hat sich für Toleranz in der Gesellschaft stark gemacht. "Als Kirche wollen wir eine verlässliche Anwältin sein für ein Leben aller Menschen in Würde und ein Ort des Widerstands gegen jede Form von Intoleranz", erklärte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag in Berlin. Toleranz habe dort ihre Grenze, wo das Denken und Handeln anderer bedroht werde.

Vor dem Hintergrund der Unruhen in Frankreich heißt es weiter: "Wir sind erschüttert von dem Ausbruch von Gewalt." Menschen dürften nicht ausgegrenzt und der Perspektivlosigkeit überlassen werden. Angst und Chancenlosigkeit könnten jederzeit eine Quelle der Gewalt sein.

Im Dialog um die zukünftige Gestalt der Gesellschaft trete die Kirche ein für die Toleranz als Grundlage des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen, heißt es in dem einstimmig angenommenen Text. "Wir tun dies auf der Grundlage unserer von jüdisch-christlichen und humanistischen Traditionen geprägten freiheitlichen Grundordnung."

Unverzichtbar für die Entwicklung von Toleranz sei es, dass Menschen die Möglichkeit zur aktiven Teilhabe an der Gesellschaft bekämen, erklärte die Synode. "Zukunftsängste befördern Intoleranz." Die EKD bietet sich zum Dialog an und stellt fest: "Wir streben ein versöhntes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen, Weltanschauungen und Religionen an."

In der "Kundgebung" mit dem Titel "Tolerant aus Glauben" unterstreicht die Synode, evangelische Christen wollten in der pluralistischen Gesellschaft ihren Glauben offen bekennen und für ihn werben: "Glaubensgewissheit und Toleranz gehören für uns zusammen." Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, hob hervor, dass es der Synode gelungen sei, in einer gehaltvollen Debatte die theologische Begründung und die spezifische Struktur des evangelischen Toleranzbegriffs herauszuarbeiten.

10. November 2005

Kundgebung der EKD-Synode zum Schwerpunktthema "Tolerant aus Glauben"