40 Jahre theologische Fakultäten in Bochum

Bochum (epd). Führende Vertreter der großen Kirchen haben am Mittwoch in Bochum die Bedeutung des ökumenischen Prozesses unterstrichen. Bei der Festveranstaltung zum 40-jährigen Bestehen der beiden theologischen Fakultäten wurden aber auch erneut Differenzen im ökumenischen Dialog angesprochen. So wiederholte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper seinen Vorwurf, dass die Kirchen sich in ethischen Fragen auseinander bewegten. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber betonte, dass die evangelische Kirche an der Hoffnung auf ein wachsendes Maß an Gemeinschaft festhalte.

Als Beispiele für Differenzen nannte Kasper Fragen zur Abtreibung, Homosexualität und Euthanasie. Sie enthielten das Potenzial zur Spaltung und würden die Ökumene scheitern lassen, bevor sie richtig in Schwung gekommen ist, sagte Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen auf der Veranstaltung zum Thema "Kirche im Prozess der Ökumene".

Kardinal Kasper plädierte auf dem Weg zur Ökumene für einen "Dialog des Lebens" zwischen allen Christen und konfessionsübergreifenden Freundschaften. Mit Blick auf ein gemeinsames Abendmahl erinnerte der Vatikanvertreter daran, dass die katholische Kirche zwar keine allgemeine Einladung aussprechen könne, aber "pastorale Einzelfallösungen" möglich seien. Diese sollten von Barmherzigkeit geprägt sein.

Zu Kaspers Hinweis, dass es zur Ökumene keine Alternative gebe, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Huber, dass es aber auch zum wechselseitigen Respekt zwischen ökumenischen Partnern keine Alternative gebe. Huber spielte damit auf Äußerungen des Vatikans an, die das Kirchesein der evangelischen Kirchen in Frage stellten. Huber plädierte dafür, im ökumenischen Prozess das "Gemeinsame zwischen den christlichen Kirchen zu stärken". Das bleibe die erste ökumenische Aufgabe.

Die evangelische Kirche wolle deshalb mit Blick auf die Einheit konkrete Vorhaben in Deutschland fördern, sagte Huber. Dazu gehöre die wechselseitige Anerkennung der Taufe innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).

Es müsse aber auch über unterschiedliche Auffassungen des christlichen Glaubens wie über unterschiedliche Kirchentypen offen gesprochen werden, sagte der Ratsvorsitzende weiter. Die Wahrnehmung von Differenzen sei keine Absage an die Ökumene, unterstrich er mit Blick auf die jüngst gescheiterte Zusammenarbeit bei der Revision der Einheitsübersetzung der Bibel.

Der Ratsvorsitzende und der westfälische Präses Alfred Buß hatten zuvor ausdrücklich die Arbeit der theologischen Fachbereiche an der Ruhr-Universität gewürdigt. Die Bochumer theologischen Fakultäten standen und stehen für gute Theologie, sagten Buß und Huber übereinstimmend. Die beiden Fakultäten hatten vor 40 Jahren die ersten Lehrveranstaltungen an der neugegründeten Hochschule angeboten.

17. November 2005

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden an der Universität Bochum