"Heiliger Berg" der Theologen - Hochschulen Wuppertal und Bethel fusionieren

Von Sabine Damaschke

Wuppertal (epd). Den "heiligen Berg" in Wuppertal werden in Zukunft wohl wieder mehr Studenten besteigen: Die Kirchliche Hochschule im Stadtteil Barmen übernimmt zum April 2009 auch die Pfarrerausbildung für den Bereich der Hochschule Bielefeld-Bethel. Diese wiederum spezialisiert sich in der "Hauptstadt der Diakonie" auf den Bereich Diakoniewissenschaft. Möglich wird dies durch eine Fusion der beiden Einrichtungen zu einer gemeinsamen Hochschule zum 1. Januar 2007, die am Donnerstag in Bielefeld besiegelt wurde.

Die Zusammenlegung soll angesichts rückläufiger Studentenzahlen und sinkender Kirchensteuer-Einnahmen jährliche Einsparungen in Millionenhöhe bringen. So werden von den elf Wuppertaler Professorenstellen bis zum Jahr 2010 fünf wegfallen. In Bethel bleiben vier der sechs Lehrstühle erhalten.

Im Rheinland seien durch die Zusammenlegung rheinischer Ausbildungseinrichtungen zum Theologischen Zentrum Wuppertal bereits Stellen reduziert worden, erläutert der Rektor der Kirchlichen Hochschule, Dieter Vieweger: "20 Prozent unseres Haushaltes von derzeit 2,7 Millionen Euro sparen wir durch diese Umstrukturierung." Der Rektor bedauert, dass die Vielfalt der theologischen Angebote unter dem Sparkurs leiden werde. Insgesamt sieht er die Veränderung aber positiv.

"Wir passen unsere Ausbildung den Anforderungen des 21. Jahrhunderts an", sagt Vieweger. Die rheinische Kirche hatte bereits ihr Prediger-Seminar, die Gottesdienststelle sowie die Polizei- und Pastoralseelsorge nach Wuppertal verlegt. Für 3,8 Millionen Euro entstand ein Zentrum, das akademische Ausbildung und Praxis enger verzahnen soll.

Die 266 Theologiestudenten der Kirchlichen Hochschule und die rund 300 Lehramtsstudenten der Bergischen Universität Wuppertal können nach Viewegers Worten künftig lebensnaher lernen. Die an die Umstrukturierung geknüpfte Erwartung, die durchschnittliche Studiendauer von 15 Semestern deutlich zu reduzieren, hält er aber für unrealistisch. "Viele Studenten müssen sich ihr Studium selbst finanzieren", beobachtet der Theologe. "Hinzu kommen mehr Praktika und Prüfungen als früher."

Bislang studierten in Wuppertal vor allem Theologen aus dem Rheinland. Von der Fusion zur "Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel erhofft sich der Rektor, dass künftig auch junge Leute aus anderen Landeskirchen auf den "heiligen Berg" kommen. Denn neben der etwas kleineren Hochschule Neuendettelsau in Bayern gibt es die Pfarrerausbildung in kirchlicher Regie ab 2007 bundesweit nur noch in Wuppertal.

Für die Verantwortlichen in Bethel, wo vor 100 Jahren die erste evangelische Hochschule in Deutschland entstand, bedeutet der Zusammenschluss mit Wuppertal vorerst die Sicherung des Standortes. Als eine Schließung drohte, suchte die Hochschule ihr Heil in einer Spezialisierung. So wurde im vergangenen Jahr ein berufsbegleitender Masterstudiengang Diakonie-Management eingeführt. Mit dem künftigen Verzicht auf die pfarramtliche Ausbildung und der Konzentration auf den Bereich Diakoniewissenschaft wird diese Richtung konsequent weiterverfolgt.

18. November 2005