"Meilenstein für gesamte Christenheit"

Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat den Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 40 Jahren als «Meilenstein für die gesamte Christenheit» gewürdigt. Die Konzilsergebnisse hätten den Weg für ein ökumenisches Miteinander der Kirchen eröffnet und das Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zur Welt auf ein neues Fundament gestellt, erklärte der Berliner Bischof am Mittwoch in Hannover. Die evangelische Kirche sei dankbar für konziliaren Aufbruch. Zugleich hoffe man jedoch weiter, dass die katholische Kirche Wege finde, «auch die reformatorischen Kirchen als Kirchen zu respektieren».

Viele ökumenische Fortschritte seien Ergebnis der damaligen Öffnung, so der Ratsvorsitzende weiter. Im zeitlichen Abstand werde jedoch auch der Kompromisscharakter vieler Konzilsaussagen deutlich. So habe das Konzil einer «Rückkehr-Ökumene» eine Absage erteilt, zugleich aber am Gedanken der Eingliederung der getrennten Christen und Kirchen in die römisch-katholischen Kirche festgehalten.

In ihrem Wille zur Ökumene sei die katholische Kirche in der Lage, auch andere Kirchen zu motivieren, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende. Zugleich vermittle sie aber den Eindruck, «als fehle ihr nichts». Das Zweite Vatikanum, an dem mehr als 2.800 Konzilsväter und über 100 Beobachter anderer christlicher Kirchen teilnahmen, begann 1962 und endet am 8. Dezember 1965.

Die Reform der Liturgie war Huber zufolge sichtbares Zeichen des konziliaren Aufbruchs. Theologie, Frömmigkeit und Gottesdienst schöpften seither auch in der römisch-katholischen Kirche deutlich aus der Heiligen Schrift. Die Schriftlesung in jeder Sakramentsfeier, die für die Sonntagsmesse verbindliche Predigt, sowie die Freigabe der Muttersprache in der Liturgie hob Huber als Reformbeispiele hervor.

Auch der Ökumene-Experte Walter Schöpsdau betonte, beim Zweiten Vatikanische Konzil habe es nicht um ein rein katholisches, sondern um ein Ereignis der gesamten Christenheit gehandelt. Offiziell habe die katholische Kirche auf dem Konzil ihre Mitschuld an den historischen Spaltungen eingeräumt, so Schöpsdau. Ein Ausweg aus dem «ökumenischen Dilemma» sei jedoch nicht gefunden worden. Er verwies darauf, dass es in allen Kirchen heute wieder ein «Geist der Abgrenzung» gebe.

07. Dezember 2005

EKD-Pressemitteilung zum Thema