Glassteinchen und Kerzen als Solidaritätszeichen für Geisel

Kundgebung in der oberbayerischen Heimat von Susanne Osthoff

Von Achim Schmid (epd)

Ebersberg (epd). Blaue Glassteinchen in der Manteltasche sollen an das Schicksal von Susanne Osthoff erinnern. Das sichtbare Solidaritätszeichen für die im Irak entführte Frau aus dem bayerischen Glonn nahmen die Teilnehmer einer Mahnwache in der Kreisstadt Ebersberg mit - für die nächsten Tage oder möglicherweise Wochen. Rund 300 Menschen waren am Sonntagabend bei klirrender Kälte auf dem Marienplatz vor dem Rathaus zusammen gekommen und hielten Kerzen in den Händen.

Eingeleitet wurde die Kundgebung vom Glockengeläut der evangelischen und katholischen Kirchen in Stadt und Umland. Gemeinsam lasen der katholische und evangelische Pfarrer eine biblische Textstelle aus dem Buch Jesaja. Gott werde jede Knechtschaft aufheben werde, heißt es da. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Menschen auch die Rede des Moschee-Vorbeters Mehmet Genc. Ohne jede Einschränkung machte er deutlich, dass sich die Entführer von Susanne Osthoff in keiner Weise auf Islam oder Koran beziehen können.

In einer mit sichtlicher Bewegung vorgetragenen «Appell-Rede» forderte die bayerische Sozialministerin Christa Stewens (CSU) die Freilassung der Geisel, die sich «unermüdlich und hingebungsvoll» für die Menschen im Irak eingesetzt habe. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer aus Ebersberg sagte, Susanne Osthoff sei im guten Sinne eine «kompromisslose Persönlichkeit», die sich unbeirrt für humanitäre Belange einsetze. Hinter den Kulissen der Diplomatie gehe die Bundesregierung alle nur möglichen Wege, um die Geisel freizubekommen.

Schurers bekam nur wenig Beifall. Denn viele Freunde und Bekannte der Entführten sind der Meinung, dass weitaus mehr öffentlicher Druck für die Freilassung von Osthoff und ihrem Fahrer aufgebaut werden müsse. Die Mutter einer ehemaligen Freundin Osthoffs sagte, dass es sie sehr zornig mache, wenn in den Medien der Entführten teilweise sogar eine Mitschuld an ihrem Schicksal gegeben werde. Solidarität unter den Frauen vermisst die Gleichstellungsbeauftragte der bayerischen evangelischen Landeskirche, Johanna Bayer. Wenn einzelne Frauen wie Susanne Osthoff durch ihren mutigen Einsatz für Menschen in Not selbst in Gefahr geraten, bräuchten sie eine breite Unterstützung von Frauenverbänden und Frauenorganisationen.

12. Dezember 2005