Köhler: Bonhoeffer war "Einheit aus Überzeugung und Tat"

München (epd). Bundespräsident Horst Köhler hat den vor 100 Jahren geborenen evangelischen Theologen und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer als Vorbild für couragiertes und aufrichtiges Handeln bezeichnet. «Er verkörpert für mich die Einheit aus Überzeugung und Tat», heißt es in einem Beitrag Köhlers in dem in Münchner Kirchenmagazin «Sonntagsblatt». Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg von den Nazis hingerichtet.

Bonhoeffer sei ein Mensch gewesen, der «durch sein gottesfürchtiges und bescheidenes, aber zugleich konsequentes Auftreten beeindruckt», betont Köhler. Heute könne Bonhoeffer dazu ermutigen, aufrichtig miteinander umzugehen, Entscheidungen verantwortungsbewusst zu fällen und einzugreifen, wenn menschlicher Würde Missachtung drohe.

Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) zeigte sich in einem Redaktionsgespräch mit dem evangelischen Magazin überzeugt, dass sich Bonhoeffer, wenn er überlebt hätte, nach dem Krieg parteipolitisch engagiert hätte. «Ich bin mir sicher, dass er in die Union eingetreten wäre», so Beckstein. «Er hatte Kontakte mit Leuten, die nach dem Krieg die führenden Gründungsmitglieder der Union waren.»

Der Theologe hätte heute laut Beckstein «sicher eine kritische Einstellung zu mancher Fehlentwicklung des Kapitalismus». In Bonhoeffers Wertordnung hätte «niemals die Rendite auf das eingesetzte Kapital die Priorität», sagte der CSU-Politiker.

25. Januar 2006