Beten und diskutieren für neuen Schwung in der Ökumene

Europäisches Kirchentreffen in Rom ist erste Station der "Pilgerfahrt"

Von Bettina Gabbe (epd)

Rom (epd). Bischöfe, Kardinäle und andere Kirchenvertreter beten und diskutieren in dieser Woche gemeinsam in Rom, um neuen Schwung in die Ökumene zu bringen. Große Erwartungen brachte keiner mit zu dem an diesem Freitag zu Ende gehenden Treffen, das Auftakt zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung war.

"Ich bin schon froh, wenn es Impulse gibt, die über die Abgrenzung hinaus gehen und deutlich machen, dass die ökumenische Bewegung noch lebendig ist", meinte die evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann. Vor dem Kirchen-Treffen hatte sie noch Zweifel geäußert, ob dort die aktuellen Differenzen überhaupt zur Sprache kommen würden. Immerhin sei "in aller Ehrlichkeit auf den Tisch gekommen, was trennend ist", fand Käßmann, die schon vor der Papst-Audienz wieder abgereist war.

Nicht nur zwischen Katholiken und Protestanten stockt der Dialog. Auch innerhalb der orthodoxen Kirchen sowie zwischen der Orthodoxie und Rom scheinen die Hürden zu wachsen. Anstatt über Fortschritte freuen sich Ökumeniker heute, wenn der Gesprächsfaden zumindest nicht abreißt.

Eine Pilgerfahrt sollte es sein, damit auf dem Weg möglichst viele Christen mitgenommen werden, betonen die Verantwortlichen vom Rat katholischer Europäischer Bischofskonferenzen (CCEE) und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), die das Treffen mit rund 150 Delegierten vorbereitet haben. Die römische Etappe zur Vorbereitung auf Begegnungen in Wittenberg und im rumänischen Hermannstadt (Sibiu) 2007 wirkte auf viele Beobachter jedoch mitunter wie ein Funktionärstreffen, umrahmt von Besuchen in nicht-katholischen Gemeinden.

Wie kontraproduktiv die herrschende Uneinigkeit unter den Kirchen ist, legte Papst Benedikt XVI. den Kirchenvertretern dar. Die europäische Einigung könne nur gelingen, wenn dabei die christlichen Wurzeln des Kontinents wiederentdeckt würden, mahnte er bei einer Audienz für die europäischen Ökumene-Funktionäre. Doch dazu könnten die Christen nur gemeinsam einen wirksamen Beitrag leisten.

Einigkeit herrschte bei dem Ökumene-Treffen darüber, dass der Blick über den Tellerrand hinausgehen müsse. Die Ökumene müsse verstärkt nationale Grenzen überschreiten, forderte KEK-Präsident Jean Arnold De Clermont. Der vatikanische Chef-Ökumeniker, Kardinal Walter Kasper, sieht das Dilemma und eigentliche Problem darin, dass "wir uns nicht mehr einig sind, was Ökumene ist und was ihr Ziel ist".

Trotz dieser Unterschiede sollte die Hoffnung auf Fortschritte nicht aufgegeben werden, wirbt KEK-Generalsekretär Colin Williams. Bescheiden meint er: "Vor zwanzig Jahren wäre ein solches Treffen zwischen europäischen Christen verschiedener Traditionen in dem Teil Englands, aus dem ich stamme, undenkbar gewesen."

27. Januar 2006