EKD-Auslandsbischof Koppe: Lage der Christen in Iran unverändert

Frankfurt a.M. (epd). Die Lage der Christen in Iran hat sich aus Sicht der evangelischen Kirche seit dem Amtsantritt von Präsident Mahmud Ahmadinedschad nicht verändert. Es gebe allerdings nach wie vor keine freie Religionsausübung in der Praxis, sagte der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Rolf Koppe, dem epd nach einem Besuch in Teheran. Übertritte von Muslimen zum Christentum könnten mit dem Tode bestraft werden, wenn sie öffentlich würden. In Iran leben heute schätzungsweise 100.000 zumeist armenisch-apostolische (orthodoxe) Christen.

«Insgesamt hat sich ihre Situation nicht verschlechtert», sagte Koppe. Nach seinem Eindruck stünden auch viele Christen hinter Ahmadinedschad, dessen Atompolitik zum Streit mit dem Westen geführt hat: «Da sind sie alle Iraner.» Besonders die armenischen Christen seien als ethnische Minderheit fest integriert, mit eigenen Schulen und eigener Zeitung. Ihre Kirche verzichtet auf die staatlich verbotene Mission.

Koppe äußerte sich aber besorgt über eine anhaltende Abwanderung der Anglikaner: «Es gibt kaum noch welche.» Kirche und Pfarrhaus in Isfahan drohten enteignet zu werden, nachdem es keinen Bischof mehr gebe. Vertreter der iranischen Religionsbehörde hätten nun zugesichert, mit einer Delegation der Kirche von England zu sprechen. Die iranischen Anglikaner stehen Menschenrechtsorganisationen zufolge unter intensiver Kontrolle der Behörden. Die Kirche steht übertrittswilligen Muslimen offen und hält Gottesdienste in Farsi.

Bei einer Konferenz des «Internationalen Interreligiösen Dialogzentrums» - einer dem früheren Präsidenten Mohammed Chatami nahe stehenden Nichtregierungsorganisation - war der Auslandsbischof mit Christen, Juden und Muslimen zusammengetroffen. Angesichts der «Verschärfung» im iranischen Verhältnis zu den USA und Europa wollten die Religionsführer Gemeinsamkeiten ausloten, ohne jedoch politisch aktiv zu werden, sagte Koppe. Bei einem Empfang Chatamis, der als gemäßigter Vertreter des Mullah-Regimes gilt, habe sich dieser für einen Dialog der Kulturen ausgesprochen. Das interreligiöse Treffen soll im Mai in Berlin fortgesetzt werden.

Er selber habe in Teheran die Sichtweise der Vereinten Nationen zum Minderheitenschutz zur Sprache gebracht, sagte Koppe. Das sei «zur Kenntnis genommen», aber nicht diskutiert worden. Der Umgang mit Minderheiten sei aber mehrfach Thema gewesen. In Iran sind 99 Prozent der Bevölkerung Muslime, die Christen machen einen Anteil von weniger als 0,3 Prozent aus.

27. Januar 2006