Evangelische Kirche trauert um Johannes Rau

Hannover (epd). Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat den verstorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau als glaubwürdigen Christen und Vorbild für Mitmenschlichkeit gewürdigt. "Unser Bruder Johannes Rau hat gelebt, wovon er stets gesprochen hat: die Menschen zu lieben", erklärte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, am Freitag in Hannover. Als evangelischer Christ habe Rau ein Leben lang in außerordentlicher Weise öffentliche Verantwortung wahrgenommen.

Das Zeugnis seines Glaubens habe viele Menschen in der evangelischen Kirche wie auch weit darüber hinaus ermutigt, ihren Glauben zu leben, fügte Huber hinzu: "Unser tiefes Mitgefühl gilt in diesem Augenblick besonders seiner Familie." Die evangelische Kirche wie ganz Deutschland verliere mit ihm eine herausragende Stimme, die sowohl innerhalb seiner Landeskirche, der EKD und der Ökumene als auch in Politik und Gesellschaft gehört worden sei. Die evangelische Kirche erinnere sich in großer Dankbarkeit an sein Lebenswerk.

27. Januar 2006

Weitere Stimmen zum Tod von Johannes Rau:

Käßmann würdigt Johannes Rau als großen Protestanten

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat mit großer Trauer auf den Tod des verstorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau (SPD) reagiert. "Wir haben einen großen Protestanten und ein Urgestein des Deutschen Evangelischen Kirchentags verloren", sagte sie auf epd-Anfrage.

Rau sei das positive Sinnbild eines evangelischen Laien gewesen: "Er war absolut bibelfest und hat sich dabei immer sehr klar für unsere Gesellschaft engagiert", sagte Käßmann. Er gehöre zu der Generation, die das Nachkriegsdeutschland geprägt habe. Auch sein Amt als Bundespräsident habe er als überzeugter Christ sehr menschlich und dabei nie selbstgefällig ausgeübt. Die Bischöfin fügte hinzu: "Niemand konnte so großartig Kirchenwitze erzählen wie Johannes Rau."

27. Januar 2006

Evangelischer Arbeitskreis der Union zollt Lebenswerk von Rau Respekt

Berlin (epd). Der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Thomas Rachel, hat dem Lebenswerk des verstorbenen Altbundespräsidenten seine Anerkennung ausgesprochen. Rau sei stets für Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit in Politik und Gesellschaft eingetreten, erklärte Rachel am Freitag in Berlin.

Der Altbundespräsident habe als bekennender Christ einer Politikergeneration angehört, für die es noch selbstverständlich gewesen sei, ihre persönliche christliche Glaubensüberzeugung und ihr politisches Handeln unmittelbar miteinander zu verbinden.

27. Januar 2006

Katzav: Rau war ein "Freund Israels"

Jerusalem (epd). Der israelische Staatspräsident Mosche Katzav hat den verstorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau als "großen Freund Israels und des jüdischen Volkes" gewürdigt. Rau habe als Bundespräsident maßgeblich zu den engen deutsch-israelischen Beziehungen beigetragen, erklärte Katzav am Freitag in Jerusalem. Damit habe er den von Bundeskanzler Konrad Adenauer eingeschlagenen Weg fortgesetzt. Zugleich erinnerte Katzav an Raus entschlossenes Eintreten gegen Antisemitismus und die Leugnung des Holocaust.

27. Januar 2006

Rheinische Kirche würdigt Einsatz Raus für Aussöhnung mit Israel

Düsseldorf (epd). Die Evangelische Kirche im Rheinland hat den Einsatz des verstorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau für eine Aussöhnung mit dem jüdischen Volk hervorgehoben. "Die Aussöhnung mit Israel war seine Herzenssache", heißt es in einem am Freitag in Düsseldorf verbreiteten Nachruf der Kirchenleitung. Er habe sich wie kaum ein anderer über Jahrzehnte hinweg für die Versöhnung von Christen und Juden eingesetzt. Rau hatte im Jahr 2000 als erster deutscher Politiker auf Deutsch vor der Knesset gesprochen und um Vergebung für den Holocaust gebeten.

Seinem Engagement sei auch ein "bahnbrechender Beschluss" der rheinischen Kirche zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden aus dem Jahr 1980 zu verdanken, hieß es. Rau gehörte von 1965 bis 1999 der Landessynode an, dem obersten Gremium der Landeskirche. In dieser Zeit war er auch stellvertretendes Mitglied der Kirchenleitung.

Er arbeitete in zahlreichen Kuratorien und Ausschüssen mit und gehörte zu den Herausgebern christlicher Zeitschriften. Auch mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag war Rau über Jahrzehnte eng verbunden. Die Kirchenleitung erinnerte an die Verwurzelung Raus im christlichen Glauben und in der evangelischen Kirche. Sie komme in seinem Lebensmotto zum Ausdruck, das sich im Siegel der Bekenntnissynode von 1934 finde: "Ich halte, weil ich gehalten werde".

27. Januar 2006