Gedenkfeiern für Dietrich Bonhoeffer im In- und Ausland

Berlin/Breslau (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat den an diesem Samstag vor 100 Jahren geborenen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer gewürdigt. Solche Vorbilder im Glauben und Handeln seien Zeugen einer besseren Welt, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber am Freitag in Breslau (Wroclaw), wo Bonhoeffer am 4. Februar 1906 zur Welt kam. Der am 9. April 1945 von den Nazis ermordete evangelische Pfarrer gehöre zu den christlichen Märtyrern des 20. Jahrhunderts. Zu dessen Geburtstag finden an diesem Wochenende Gedenkfeiern im In- und Ausland statt.

"Dietrich Bonhoeffer wollte nie ein Heiliger werden, aber Heiligkeit war ein Grundthema seiner Theologie", so der oberste Repräsentant von mehr als 25 Millionen evangelischen Christen. Doch könne von dem vor 100 Jahren geborenen Theologen als "evangelischem Heiligen" gesprochen werden. Denn mit der Verbindung von Lebenszeugnis und Glaubenskraft habe er zu christlichem Handeln auch zu anderen Zeiten und an anderen Orten ermutigt.

An Bonhoeffer beeindrucke der enge Zusammenhang zwischen Lebensweg und Theologie, sagte Huber zum Auftakt eines internationalen Bonhoeffer-Kongresses im polnischen Wroclaw. Dessen Lebenswerk biete auch am Anfang des 21. Jahrhunderts sehr viel Anziehungskraft und Orientierung: "Auch in Zukunft werden sich sein Glaubenszeugnis und seine theologische Inspiration als Quelle der Ermutigung und als Herausforderung zu eigenem Denken und Handeln erweisen."

Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury und Oberhaupt der anglikanischen Weltkirche, erinnerte in Breslau daran, dass Bonhoeffer sich schon früh in seinem Leben der ökumenischen Bewegung verpflichtet gefühlt habe. Williams würdigte den Märtyrer für seinen bedingungslosen Einsatz für die christliche Botschaft bis zu seinem Tod. In diesem Sinne sei er Vorbild für Christen in der ganzen Welt.

Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU (EAK) erklärte in Berlin, Bonhoeffers Lebenswerk sei der Inbegriff glaubwürdiger evangelischer Verantwortung. Sein tiefer christlicher Glaube habe ihn auch dann noch getragen, als er "die Mauern seiner im völkischen Ungeist häretisch gewordenen Kirche längst hinter sich gelassen hatte", so der EAK-Bundesvorsitzende Thomas Rachel. Der pfälzische Kirchenpräsident Eberhard Cherdron räumte ein, dass Bonhoeffer seiner Einschätzung nach in Deutschland weithin unbekannt geblieben ist.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte Bonhoeffer als großes Vorbild für politisches Handeln. Er habe durch seinen Widerstand bezeugt, dass es in Deutschland in der Zeit seiner "größten Schande und Schmach" auch starke Geister gab, sagte Rüttgers am Freitag. Bonhoeffer sei auch ein persönliches Vorbild für ihn, so der katholische Politiker. Bonhoeffer habe das "durch und durch materialistische Weltbild der Nazis hellsichtig erkannt und entschieden bekämpft", erklärte der Ministerpräsident vor den Schülern des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Hilden.

Als sechstes von acht Kindern wurde Bonhoeffer am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Er studierte in Tübingen, Rom und Berlin. Nach Promotion und Habilitation folgten das Vikariat in Barcelona und Studienaufenthalt in New York. In Berlin lehrte er von 1931 bis 1933 als Privatdozent und wirkte als Studentenpfarrer. Nach der Tätigkeit als Pfarrer in London übernahm er die Leitung des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde in Pommern.

Bonhoeffer gehörte zum Widerstandskreis, der das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 vorbereitete. Sein nach der Verhaftung 1943 entstandenes Gedicht "Von guten Mächten wunderbar geborgen" gehört zum festen Bestandteil des evangelischen Gesangbuchs. Am 9. April 1945, wenige Wochen vor dem Kriegsende, wurde der theologische Denker im Konzentrationslager Flossenbürg gehenkt.

Vortrag "Dietrich Bonhoeffer – ein evangelischer Heiliger" im Wortlaut

EKD-Pressemitteilung zu den Feierlichkeiten in Breslau

Pressemitteilung "EKD gedenkt Dietrich Bonhoeffers 100. Geburtstag"

Editorial "Nur 39 Jahre gelebt"

Dietrich Bonhoeffer-Informationen im EKD-Internetangebot