Feierlicher Staatsakt für Altbundespräsident Rau im Berliner Dom

Köhler: Rau hat sich um Deutschland verdient gemacht

Berlin (epd). Mit einem feierlichen Trauergottesdienst und Staatsakt haben die Spitzen aus Politik und Kirchen sowie die Familie Abschied vom Ende Januar gestorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau genommen. Bundespräsident Horst Köhler würdigte Rau am Dienstag im Berliner Dom als Politiker, der sich stets für das Gemeinwohl eingesetzt und Deutschland im Inneren zusammengehalten habe.

Rau habe einen auf Ausgleich und vernünftige Kompromisse gerichteten Politikstil gepflegt, der sich in seinen verschiedenen politischen Ämtern bewährt habe. Als Staatsoberhaupt sei er ein überparteilicher Ansprechpartner für alle Deutschen und die hier lebenden Ausländer gewesen, sagte Köhler. Er dankte Raus Frau Christina, die gemeinsam mit ihrem Mann den Menschen ein Vorbild gegeben habe.

Der Bundespräsident würdigte vor allem Raus Einsatz für die deutsche Einheit sowie für ein gutes Verhältnis Deutschlands zu Israel und Polen. Zeit seines Lebens habe sich Rau für eine ungeteilte Erinnerung eingesetzt. «Johannes Rau hat sich um unser Vaterland verdient gemacht», sagte Köhler.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, stellte in seiner Predigt vor allem die tiefe Religiosität Raus heraus. Der Altbundespräsident habe seine christliche Überzeugung vor niemanden verborgen. «Jeder sollte wissen, woher er Zuversicht und Kraft schöpfte», sagte Huber. Gleichzeitig habe Rau stets Respekt bekundet vor Menschen, die ihr Leben auf andere Fundamente gründeten. «Toleranz aus Überzeugung ist die einzige Form von Toleranz, die auf Dauer trägt», so der Berliner Bischof. Rau sei als Christ Politiker und als Politiker Christ gewesen.

Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel schilderte Rau als Sozialdemokraten, dem es um Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität und Mitmenschlichkeit gegangen sei. Er sei ein Christenmensch gewesen, der aus seinem Glauben heraus gelebt habe. Der österreichische Präsident Heinz Fischer sagte, Rau habe zum Ansehen Deutschlands in der Welt entscheidend beigetragen: «Er lebte und arbeitete für ein Deutschland, in dem und vor dem niemand Angst haben musste.»

An dem Staatsakt nahmen insgesamt rund 1.500 Gäste teil, darunter die Repräsentanten der obersten Verfassungsorgane, die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Roman Herzog, die Altkanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder, die ehemalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger sowie Weggefährten Raus aus der SPD, aus Nordrhein-Westfalen, Israel und anderen Staaten. Nach einem militärische Abschiedszeremoniell wurde der Sarg zum Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte überführt. Dort sollte Rau im Kreise seiner Familie beigesetzt werden.

Rau war am 27. Januar nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Frau und drei Kinder. Der aus Wuppertal stammende SPD-Politiker war nahezu zwei Jahrzehnte Ministerpräsident von Nordrhein-Westalen. Von 1999 bis 2004 war er Bundespräsident. Über Jahrzehnte war Rau in der evangelischen Kirche engagiert. Fast 35 Jahre lang war er Mitglied der rheinischen Landessynode und stellvertretendes Mitglied der Kirchenleitung.

07. Februar 2006

EKD-Pressemitteilung "Trauergottesdienst für Johannes Rau"

Die Predigt von Bischof Wolfgang Huber im Trauergottesdienst