Menschenrechte werden für Ökumene immer wichtiger

Hannover/Porto Alegre (epd). Für die Ökumene werden Themen wie Menschenrechte und Aids nach Auffassung des EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Deshalb sei der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ein wichtiges Instrument, erklärte der Berliner Bischof in einem epd-Interview aus Anlass der 9. ÖRK-Vollversammlung vom 14. bis 23. Februar im brasilianischen Porto Alegre. Mit dem ÖRK könnten "die Kirchen gemeinsam gegenüber Regierungen und internationalen Organisationen ihre Stimme erheben".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bejahte, dass die ökumenische Bewegung vor einem Wendepunkt steht. In den letzten Jahren habe sich immer deutlicher herauskristallisiert, "dass derzeit ethische und moralische Fragen ebenso kirchentrennend wirken wie die klassischen theologischen Fragen, beispielsweise zu Abendmahl und Amt". Auch unterschiedliche Positionen zu ethischen Fragen wie etwa zum Thema Homosexualität gingen quer durch die Kirchen. Zudem sei Aids ein Thema, das man auf jeden Fall auf einer globalen Ebene angehen müsse.

Der Weltkirchenrat müsse zudem verstärkt den Dialog mit anderen Religionen suchen, fügte Huber hinzu. Die Vollversammlung, das höchste ÖRK-Leitungsgremium, gebe zu vielfältigen Hoffnungen und Erwartungen Anlass. Der ÖRK werde aus der ersten Vollversammlung in Lateinamerika Impulse und Anregungen für eine Neugestaltung der ökumenischen Bewegung gewinnen, so der Bischof.

Trotz des erheblichen deutschen Engagements für die weltweite Ökumene müsse die EKD ihren finanziellen Beitrag für den ÖRK-Haushalt weiter kürzen, räumte Huber ein: "Daran führt angesichts unserer eigenen Finanzentwicklung kein Weg vorbei. Das wird für den ÖRK nicht einfach sein, und wir werden die Kürzungen auf das unerlässliche Maß beschränken." Die EKD sei darüber mit den Verantwortlichen des ÖRK so im Gespräch, dass der ÖRK sich in seiner Planung darauf einstellen könne.

Die Globalisierung und die Zukunft der Ökumene stehen auf der 9. ÖRK-Vollversammlung im Mittelpunkt. Die Kirchen wollen sich für mehr wirtschaftliche Gerechtigkeit einsetzen. Die EKD wird mit einer rund 20 Personen umfassenden Delegation an der Vollversammlung teilnehmen, die von der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann geleitet wird. Dazu gehören unter anderen der EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe, Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter (Lübeck) sowie die Landesbischöfe Martin Hein (Kassel) und Friedrich Weber (Braunschweig). Bischof Huber ist Ehrengast in Porto Alegre.

13. Februar 2006