EKD-Kirchenamtspräsident Valentin Schmidt wird 65

"Fußball ist die herrlichste Nebensache der Welt"

Von Michael Grau und Ulrike Millhahn (epd)

Hannover (epd). Der Fußball hat in seinem Büro genauso seinen Platz wie das Kreuz. Valentin Schmidt, Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover, ist mit Leib und Seele Fußball-Fan. Der Sport und die Kirche haben ihn ein Leben lang begleitet und geprägt: "In den Kirchengemeinden und beim Sport finden die Menschen eine Gemeinschaft, die sie stärkt", sagt der Jurist, der an diesem Sonnabend 65 Jahre alt wird.

Schmidt, der die bundesweite Kirchenverwaltung mit rund 200 Mitarbeitern neun Jahre lang leitete, geht im März zwar in den Ruhestand. Doch sein Ehrenamt als Sportbeauftragter des EKD-Rates führt er weiter. Er freut sich vor allem auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Die EKD hat die Übertragungsrechte erworben, so dass Kirchengemeinden die Spiele auf Großbildleinwänden zeigen können. "Das kann ein großes Gemeinschaftserlebnis werden", sagt Schmidt, der seit 44 Jahren Mitglied bei Hannover 96 ist.

Fast genau so lange engagiert sich der gebürtige Hannoveraner schon ehrenamtlich in der Kirche, unter anderem als Kirchenvorsteher. Er war lange beim evangelischen Kirchentag und in der EKD-Synode aktiv. Zwei Mal wählte die hannoversche Landessynode den damaligen Chef des Kommunalverbandes Großraum Hannover zu ihrem Präsidenten, bevor Schmidt am 1. März 1997 hauptberuflich zur Kirche wechselte.

Auch hier blieb für den Sportsmann Fairness ein Lebensmotto: "Man sollte kämpferisch sein, aber zugleich immer seine Grenzen kennen." Protestantischen Trübsinn kann Schmidt, der gern Klassik hört und pfeift, nicht leiden: "Christen sind fröhliche, weltoffene Menschen, das muss man uns doch auch ansehen." Der Vater von zwei Kindern glaubt fest daran, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist, auch im Sport: "Wir kämpfen zwar um den Ball, aber wir bekämpfen uns nicht gegenseitig als Menschen."

Überhaupt nichts hält er aber von einer religiösen Überhöhung des Fußballs, wenn etwa von "Fußball-Göttern" oder dem "heiligen Rasen" die Rede ist. "Fußball ist die herrlichste Nebensache der Welt, kann aber nie eine Ersatz-Religion sein." Nur in einem Punkt blickt er fast neidisch auf die Fußballränge: "Vom gemeinsamen Singen im Stadion können wir für unser kirchliches Leben sogar ein bißchen lernen."

Fußball hat für den Kirchenmann dabei auch eine integrative Kraft: "Das Spiel verwischt ein wenig die sozialen Strukturen. Die Vereine sind mit die wichtigsten Helfer bei der Integration von ausländischen Mitbürgern." Der Ball in seinem Büro wurde in der Dritten Welt unter dem "Transfair"-Siegel für menschenwürdige Arbeitsbedingungen hergestellt: "Wer so einen Ball kauft, setzt ein Signal für eine gerechte Welt." Auch die ist Schmidt wichtig.

Ist er traurig, wenn Deutschland nicht Fußball-Weltmeister wird? "Eine Niederlage von Hannover 96 nimmt mich mehr mit", schmunzelt Schmidt. Doch dann wird er gleich wieder diplomatisch. "Ich drücke Deutschland natürlich die Daumen und hoffe, dass ich lange die Daumen drücken muss."

15. Februar 2006

Valentin Schmidt im EKD-Internetangebot