EKD-Kulturbeauftragte empfiehlt Kinobetreibern: "Tal der Wölfe" absetzen

Frankfurt a.M. (epd). Die Kulturbeauftragte der evangelischen Kirche, Petra Bahr, hat an deutsche Kinobetreiber appelliert, den umstrittenen türkischen Film "Tal der Wölfe" nicht zu zeigen. Es gehe nicht um Zensur, sondern um eine freiwillige Selbstkontrolle, sagte Bahr am Dienstag dem epd in Frankfurt. In der momentan sehr aufgeheizten Situation zwischen Christen und Muslimen dürfe kein Anlass zur weiteren Eskalation geboten werden. Entsprechende Forderungen hatten zuvor auch CSU-Politiker erhoben.

Verwundert äußerte sich die Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) darüber, das der Film die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) passieren konnte. Insbesondere sei unverständlich, dass die FSK die Altersfreigabe auf 16 Jahre heruntergestuft habe, obgleich ursprünglich eine Freigabe ab 18 Jahren empfohlen worden sei. Dies sei bei einem gewaltverherrlichenden Film wie diesem "hochbedenklich", sagte Bahr. Die FSK sei aufgerufen, ihre Entscheidung zu überdenken. Die Institution ist bundesweit für den Jugendschutz von Kinofilmen, Videos und DVD zuständig.

"Tal der Wölfe" stoße bei jungen Türken auf unglaubliche Begeisterung, sagte die Kulturbeauftragte, die seit Anfang des Jahres in Berlin für die EKD tätig ist. "In dem Film entlädt sich ein Minderwertigkeitskomplex in antisemitischen und antichristlichen Exzessen." Davor gelte es die Jugend zu schützen.

Bahr forderte zugleich eine kritische Debatte darüber, wie Bilder die Atmosphäre hochschaukeln und einen "Kulturkampf forcieren" könnten. Sie bezog dabei auch Hollywoodfilme ein, die sich platter Feindbilder bedienen. In vielen amerikanischen Produktionen sei ein undifferenziertes Bild der muslimischen Welt gezeigt worden, kritisierte sie. Russen, Chinesen oder Araber seien oftmals auf brutale Weise zur Fratze verzerrt darstellt worden. Es sei zu prüfen, wie Filme zum Instrument werden könnten, Stimmungen zu lenken.

21. Februar 2006