Diakonie-Katastrophenhilfe wirft Militär Missbrauch der Nothilfe vor

Bremen (epd). Die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, sieht die humanitäre Hilfe in der Gefahr, als mildernde Komponente in Kriegen missbraucht zu werden. Militär und Politik wollten Hilfsorganisationen zu humanitären "Dienstleistern" machen, die sich militärischer Logik zu beugen hätten und in Kriegs- und Nachkriegsstrategien eingebunden seien, sagte sie am Donnerstag vor Journalisten in Bremen. Die Helfer könnten notleidenden Menschen aber nur beistehen, wenn sie strikte Neutralität wahrten.

Seit den Balkankriegen wollten NATO-geführte Streitkräfte und europäische Regierungen Hilfsorganisationen eng an das Militär binden, so Füllkrug-Weitzel. Dies werde oft mit dem Hinweis auf notwendigen Schutz begründet. "Es kann niemals eine gemeinsame Struktur geben", wies Füllkrug-Weitzel solche Vorstöße zurück. Organisationen gäben damit ihre Neutralität auf und kämen in den Verdacht, Handlanger des Militärs zu sein.

Der beste Schutz für die Nothelfer ist der Expertin zufolge das Vertrauen der Bevölkerung und die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. "Wenn die Bevölkerung unsere Hilfe nicht akzeptiert, haben wir etwas falsch gemacht", betonte die Theologin, die zum Vorstand der weltweiten Allianz von Kirchen und kirchlichen Hilfswerken für humanitäre Hilfe (ACT) gehört. Hilfe in Krisengebieten wie Ruanda, Burundi oder dem Sudan setze fundierte lokale Kenntnisse voraus. Das funktioniere nur über langjährige Kontakte mit Partnern vor Ort.

16. März 2006