Hermann Barth: Seine Stimme hat im Protestantismus Gewicht

Neuer EKD-Kirchenamtspräsident wird am Donnerstag eingeführt

Von Rainer Clos (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Seine Stimme hat im deutschen Protestantismus Gewicht. Hermann Barth (60) bestimmt den Kurs der evangelischen Kirche seit langem mit. An diesem Donnerstag wird der hochversierte Theologe als neuer Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in sein Amt eingeführt. Zwölf Jahre war er Vizepräsident der Kirchenbehörde in Hannover und Leiter der Hauptabteilung "Theologie und öffentliche Verantwortung", was ihm anerkennend saloppe Titel wie "EKD-Cheftheologe" oder theologischer Vordenker eintrug.

In seiner neuen Aufgabe wird Barth von dieser Erfahrung gewiss profitieren, wenn es darum geht, die Zuarbeit für Synode, Kirchenkonferenz und Rat der EKD effizient zu organisieren und durch Kooperation und Arbeitsteilung Kräfte zu bündeln. Im Zuge der Strukturreform werden dort die bislang eigenständigen Amtsstellen der unierten und lutherischen Kirchen Anfang 2007 in das EKD-Kirchenamt integriert.

Neben den organisatorischen Integrationsaufgaben dreht der Theologe auch am großen Rad der innerkirchlichen Reformen mit, die zur Stärkung der Erkennbarkeit des Protestantismus in der Öffentlichkeit beitragen soll. Vor den Kirchen liege die große Chance, die neue Offenheit für die religiöse und geistliche Dimension des Lebens zu nutzen, findet der Kirchenamtspräsident: "Wir werden zahlenmäßig kleiner, aber die Aufgaben werden qualitativ anspruchsvoller."

An markanten kirchlichen Stellungnahmen war er maßgeblich beteiligt. Die Wirtschaftsdenkschrift gehört ebenso dazu wie die Erklärung "Gott ist ein Freund des Lebens", die einen breiten evangelisch-katholischen Konsens beim Schutz des Lebens von Anfang bis Ende dokumentiert. Aber auch auf den Feldern der Friedensethik, Sozialethik und Gentechnik formulierte er die evangelischen Standpunkte entscheidend mit. Federführend und lenkend war Barth beim Zustandekommen des evangelisch-katholischen Wortes zur wirtschaftlichen und sozialen Lage.

Barths profunde Kenntnis und differenzierte Positionen zu den neueren Entwicklungen in der Biomedizin werden auch außerhalb der Kirche aufmerksam wahrgenommen. Dies unterstreicht seine Berufung in den Nationalen Ethikrat, in dem er seit 2004 mitarbeitet. Zudem gehört er auf der Bank der Kirchenvertreter dem ZDF-Fernsehrat an.

Barth wurde vor 60 Jahren in Ludwigshafen am Rhein geboren. Nach dem Studium der Theologie in Heidelberg, Edinburgh und Tübingen war er wissenschaftlicher Assistent am Alttestamentlichen Seminar der Universität Hamburg. Sein weiterer Werdegang führte ihn nach Promotion und Vikariat als Gemeindepfarrer ins pfälzische Kerzenheim. In das Kirchenamt der EKD wechselte er 1985.

22. März 2006

Präsident Dr. Hermann Barth