Fall Rahman: EKD pocht auf Recht zu Religionswechsel

Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat gegen die drohende Todesstrafe für einen zum Christentum übergetretenen Afghanen protestiert. Religionsfreiheit schließe auch das Recht auf Religionswechsel ein, erklärte der Berliner Bischof am Mittwoch in Hannover. Deshalb müsse es gegen das Vorhaben, einen Christen zum Tode zu verurteilen, weil er sich zu seinem Glauben bekennt, schärfsten Protest geben.

Huber bezog sich auf den Fall Abdul Rahman. Der Afghane war vor 16 Jahren zum christlichen Glauben übergetreten. In Afghanistan ist er deswegen angeklagt und soll zum Tod verurteilt werden. Ohne Religionsfreiheit gebe es keine Menschenrechte, unterstrich der EKD-Ratsvorsitzende. Wo es verboten sei, die Religion zu wechseln, werde auch die Freiheit der Religion geleugnet. Wenn Religionswechsel mit der Todesstrafe bedroht werde, sei jede Grenze überschritten. Deshalb trete die evangelische Kirche für die Freiheit und das Lebensrecht von Abdul Rahman ein.

22. März 2006

Pressemitteilung der EKD "Das Recht auf Religionswechsel muss es geben"

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Bischöfin Käßmann: "Wir werden für Abdul Rahman beten"

Enttäuscht von Menschenrechtslage in Afghanistan

Hannover (epd). Die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann hat sich mit Blick auf den Fall Abdul Rahman enttäuscht von der Menschenrechtssituation in Afghanistan geäußert. Wenn die Religionsfreiheit eines Menschen derart mit Füßen getreten werde, sei das erschütternd, sagte Käßmann am Mittwoch in Hannover dem epd. Rahman droht in Kabul die Todesstrafe, weil er als Muslim zum Christentum übergetreten ist und nicht widerrufen will. "Wir werden Abdul Rahman in die Fürbitte in unseren Gottesdiensten einschließen", sagte Käßmann.

Ein Dialog der Kulturen und der Religionen werde unmöglich gemacht, wenn der Übertritt von einer Religion zur anderen mit der Todesstrafe geahndet werde, sagte die lutherische Bischöfin weiter. Dies widerspreche fundamental jedem Freiheitsverständnis. "Ich bin dankbar, dass deutsche Politikerinnen und Politiker sich energisch einmischen", so die Spitzenrepräsentantin der mit 3,1 Millionen Christen größten deutschen Landeskirche.

Viele Menschen hätten gehofft, nach dem Sturz der Taliban könne in Afghanistan eine freie Gesellschaft entstehen, die Menschenrechte als hohes Gut anerkenne, so Käßmann. Diese Hoffnung werde bitter enttäuscht, wenn die Religionsfreiheit nicht anerkannt werde.

22. März 2006