Woche für das Leben: Kirchen fordern kinderfreundlicheres Klima

Berlin (epd). Die Kirchen haben das gesellschaftliche Klima in Deutschland als zu kinderfeindlich kritisiert. Kinder seien ein Gottesgeschenk und ein Wert in sich selbst, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung zum Motto der diesjährigen Woche für das Leben. Das "Ja" zum Nachwuchs solle daher nicht damit begründet werden, dass Kinder die Rente sichern, sagte Huber mit Blick auf die gegenwärtige Debatte um den starken Geburtenrückgang in Deutschland.

Die ökumenische Woche für das Leben findet in diesem Jahr vom 29. April bis 6. Mai statt und trägt den Titel "Von Anfang an uns anvertraut. Menschsein beginnt vor der Geburt". Huber forderte für schwangere Frauen in Konfliktsituationen uneingeschränkten Respekt und Unterstützung. Oft entstünden solche Konflikte erst dadurch, dass Menschen aus der Umgebung der Frauen Druck ausübten.

Es sei alarmierend, dass auf fünf lebend geborene Kinder ein Schwangerschaftsabbruch komme, sagte Huber. Die Woche für das Leben solle einen besonderen Beitrag dazu leisten, dass sich die gesellschaftliche Mentalität in solchen Fragen ändert. "Die Freude über ein empfangenes Kind sollten wir teilen und unterstützen, wo wir nur können", sagte Huber.

Die sinkenden Geburtenzahlen in Deutschland offenbarten, dass "es mit unserer Gesellschaft, mit ihrem Ethos, ihren Maßstäben und Konsensen nicht mehr stimmt", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann. Familienpolitik müsse als wirkliche Querschnittsaufgabe gesehen werden.

Lehmann und Huber übten scharfe Kritik an der Pränataldiagnostik. "Es darf nicht sein, dass wir auf eine Situation zusteuern, in der die Geburt eines Kindes nur noch davon abhängt, ob es den Vorstellungen der Eltern oder den Erwartungen der Gesellschaft entspricht", sagte Lehmann. Die Diagnostik sei "umgekippt in ein Regelverfahren", das nicht mehr dem Leitgedanken des bestmöglichen Schutzes für das ungeborene Leben folge, kritisierte Huber. "Das halte ich für eine Fehlentwicklung", so der Ratsvorsitzende.

Die Woche für das Leben ist eine bundesweite ökumenische Aktion der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD. Sie geht auf eine Initiative der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zurück. 1994 hat sich der Rat der EKD dieser Aktion angeschlossen. Die Kirchen wollen damit einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens leisten.

29. März 2006

Gemeinsame Pressemitteilung "Von Anfang an uns anvertraut"

Statement des EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Huber

Statement des DBK-Vorsitzenden, Kardinal Lehmann

Gemeinsame Aktion "Woche für das Leben"