EKD-Ratsvorsitzender: Mission ist nicht peinlich

K ö l n (idea) – Die evangelische Kirche darf sich nicht scheuen, von Mission zu reden und sie zu praktizieren. Dafür hat sich der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, auf dem Missionale-Treffen in Köln ausgesprochen. An dieser jährlichen Veranstaltung, die zum missionarischen Gemeindeaufbau ermutigen will, nahmen rund 5.000 Gäste, darunter 1.200 Jugendliche, vornehmlich aus evangelischen Landes- und Freikirchen und christlichen Werken teil.

Huber wies darauf hin, dass Unternehmen freimütig von ihrer „Mission“ sprechen. Der Kirche dürfe dieser Begriff nicht peinlich sein, zumal sie einen biblischen Missionsauftrag habe. Huber räumte ein, dass sich bis in die christlichen Gemeinden hinein eine Haltung ausgebreitet habe, die besage: „Über Glauben spricht man nicht.“ Doch diese Einstellung ändere sich: Der Glaube werde zunehmend auch im Alltag zum Thema. Kirchengemeinden sollten Außenstehende willkommen heißen, statt sie argwöhnisch zu betrachten, mahnte Huber. Es gelte, den Glauben nicht als Besitz festzuhalten, sondern ihn mit anderen zu teilen. Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Entwicklungen würden glaubwürdiger, wenn die Gemeinden an geistlicher Ausstrahlungskraft gewönnen.

Kernsätze aus der Bibel auswendig lernen

Pfarrer und Pfarrerinnen hätten vor allem die Aufgabe, Kirchenmitglieder zu befähigen, von ihrem Glauben im Alltag Rechenschaft abzulegen. In einem Seminar sprach sich Huber dafür aus, eine kurze Sammlung von Kernsätzen aus Bibel und Gesangbuch zusammenzustellen und auswendig zu lernen. Außerdem gelte es, Amtshandlungen wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung sorgfältig zu gestalten. Kirchenräume sollten eine einladende und keine stickige Atmosphäre ausstrahlen. Die evangelische Kirche sollte sich im Bezug auf den Apostel Paulus und den Reformator Martin Luther selbstbewußt als eine „Kirche der Freiheit“ profilieren.

Kein naiver Dialog mit dem Islam

Im Blick auf den Dialog mit dem Islam sprach sich Huber für ein von Wissen geprägtes Vorgehen ohne Naivität aus. Man müsse das große Spektrum unter den Muslimen wahrnehmen, das von einem säkularisierten Islam, über integrationswillige Muslime bis zu Gruppen reiche, die sich abschotten und eine „Doppelwelt“ aufbauen wollten. Eine Verbindung von Religion und Terror dürfe es nicht geben; dies sei ein Mißbrauch des Gottesnamens.


Das Missionale-Treffen stand unter dem Thema „Lebenslust“. Der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der frühere Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reinhard Höppner (SPD), ging auf das Motto des nächsten Protestantentreffens ein, das vom 6. bis 10. Juni in Köln stattfindet. Die Losung „Lebendig und kräftig und schärfer“, bezieht sich auf das neutestamentliche Wort in Hebräer 4,12. Es gelte, sich immer wieder für das Wort Gottes zu entscheiden, sagte Höppner.

03. April 2006

Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden "Von der Freiheit der Kinder Gottes - Plädoyer für eine selbstbewusste Kirche"