Käßmann warnt vor Religions-Mix

Frankfurt a.M. (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat vor einer Vermischung des Christentums mit anderen religiösen Traditionen gewarnt. Mit Tai-Chi oder Yoga-Kursen an Evangelischen Akademien habe sie Probleme, sagte die evangelische Theologin in einem von der in Frankfurt erscheinenden Zeitschrift "Chrismon" (April-Ausgabe) dokumentierten Gespräch mit dem Benediktinermönch und Zen-Meister Willigis Jäger. Käßmann: "Im Christentum gibt es genügend eigene Kraftquellen."

Käßmann wandte sich gegen eine "Wellness-Spiritualität". Christentum sei "anstrengender". Dort müsse man sich in die Gemeinschaft einfinden. "Jesus Christus ist keine Naturgottheit, die mir auf dem Waldweg begegnet." Christlicher Glaube werde vor allem auch in der Gemeinschaft erfahren. Spirituelles Erleben und Engagement in der Welt müssten eine Einheit bilden. Das gelinge etwa am Heiligabend bei einem Gottesdienst nachts im Hauptbahnhof, "wenn die Dame im Nerz das Liedblatt mit dem Penner hält".

Der katholische Theologe Jäger betonte die Notwendigkeit der Mystik für das Christentum. Er widersprach der Auffassung, Techniken wie fernöstliche Meditation seien elitär: "Mystik endet im konkreten Leben", so der Benediktinerpater. Dem 81-jährigen Jäger, der sich während eines Japan-Aufenthalts zum Zen-Meister ausbilden ließ, wurden Ende 2001 vom Vatikan wegen seiner Bücher über Mystik und Zen sämtliche Vorträge, Seminare und Veröffentlichungen untersagt. Er leitet in Bayern ein Meditationszentrum.

Jäger und Käßmann plädierten gemeinsam für mehr Anstrengungen in der weltweiten Ökumene. "Der Zorn der Kirchen des Südens richtet sich gegen die Selbstgenügsamkeit der Kirchen des Nordens, die sich so gemütlich in ihrer Religiosität" einrichten, kritisierte Käßmann. Jäger ergänzte: "Wir sind nicht offen genug für eine wirkliche Oikumene (rpt. Oikumene), die den ganzen Erdkreis umfasst. Unser Christentum vertritt eine abendländische Religiosität." Ein Absolutheitsanspruch sei immer noch spürbar.

07. April 2006

Der Wortlaut des Gespräches im evangelischen Monatsmagazin "Chrismon"

Das evangelische Monatsmagazin "Chrismon"