Gefühlsreise in die Welt der Bibel

Erster biblischer Sinnenpark in Deutschland will Bedeutung der Ostergeschichte vermitteln

Von Alexander Lang (epd)

Karlsruhe/Speyer (epd). Stockdunkel ist es in der Grabeshöhle. Die Frau im langen Gewand zieht die schwarzen Vorhänge zur Seite. Ein Lichtstrahl blendet die Augen, Vogelgezwitscher dringt unter den Blättern der Kunstpalmen hervor, ein idyllisches Bächlein plätschert. "Ein Licht der Hoffnung scheint für jeden Menschen", sagt Hilda Ehnis und führt die Besuchergruppe in den Ostergarten.

"Auferstehung" heißt die letzte Station des biblischen Sinnenparks im badischen Linkenheim-Hochstetten bei Karlsruhe. Mit allen Sinnen können Besucher in die faszinierende Welt der Bibel eintauchen, können geleitet durch ehrenamtliche Helfer biblische Geschichte erleben - hören, sehen, schmecken und fühlen.

Seit dem 1. März ist der erste biblische Sinnenpark Deutschlands ganzjährig geöffnet. "Wir wollen den Menschen mit allen Sinnen die biblische Botschaft nahe bringen", sagt Initiatorin Annette Barth. Das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt wird von der Evangelischen Landeskirche in Baden getragen und unter anderem vom Europapark Rust unterstützt.

Nicht nur gläubige Christen sollen angesprochen werden, sondern auch das wachsende Heer der religiös Unentschlossenen und Distanzierten. "Die Menschen sollen die Bedeutung des Lebens und Leidens von Jesus Christus für ihr eigenes Leben erkennen", sagt Barth. Das erlebnispädagogische Konzept scheint aufzugehen: Mehr als 3.000 große und kleine Besucher wandelten bisher auf den Spuren von Jesus Christus vom Abendmahl über den Kreuzestod bis zur Auferstehung von den Toten.

Wie fühlten sich wohl die Jünger, als sich Jesus beim letzten Abendmahl von ihnen verabschiedete? Auf niedrigen Sitzen nehmen die Besucher vor einer langen Tafel Platz. Jürgen Schön, er stellt mit goldener Krone den "König der Juden" dar, reicht einer Gruppe von Kommunionskindern Brot und "Wein". "Das ist Traubensaft", versichert Hilda Ehnis und zwinkert den kichernden Kindern zu.

"Kreuzigt ihn!" tönt Volkes Stimme aus verborgenen Lautsprechern, während die Besucher Zeugen der Todesangst von Jesus Christus nach seiner Gefangennahme werden. Umringt ist er von einem Wald aus Speeren, dunkel ist das Verlies, in das er geworfen wird. "Jesus trägt die Lasten der Welt", erläutert die Gruppenleiterin und ermutigt ihre Weggefährten, die Ketten abzulegen, die jeder einzelne in seinem Innern trägt.

Unter dem großen Kreuz stehen Körbe. Kettenglieder, die an die Besucher vor Beginn der Führung ausgeteilt wurden, rasseln hinein. An Jesus können wir uns zu jeder Zeit mit unseren Problemen wenden, Gott lässt uns nicht im Stich, sagt Gruppenleiterin Ehnis. Der gewaltsame Tod des Gottessohns hat die Welt erschüttert und verändert, die Liebe Gottes gilt allen Menschen, erläutert sie das Kreuzesereignis.

Leichthändig drückt sie den Stein aus Pappmaché zur Seite, das Grabinnere liegt frei. Keine Endstation. Vielmehr der Ort, an dem sich unendliches Leid in unendliche Freude verwandelt, erläutert Ehnis und führt die Besucher aus dem Dunkel hinaus in den Ostergarten, das Herzstück des Sinnenparks. "Ich kann die Nähe Gottes spüren", sagt eine Besucherin. Für die Organisatoren des Sinnenparks ist wohl kein größeres Lob möglich.

Hinweis: Der Besuch des Sinnenparks in Linkenheim-Hochstetten, Uhlandstraße 26, ist nur mit Führung möglich.

Zukünftig sollen auch Seminare und Workshops zu biblischen Themen angeboten werden. Anmeldung und Informationen unter Telefon: 0 72 47/80 08 02. Internet: www.sinnenpark.de