Käßmann ruft zum Umdenken in der Energiepolitik auf

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat zu einem dringenden Umdenken in der Energiepolitik aufgerufen. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sei eine Mahnung und eine Lehre, schreibt die Bischöfin in einem offenen Brief an die 3,1 Millionen Gemeindemitglieder der evangelischen Landeskirche Hannovers. Anlass ist der 20. Jahrestag der Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl am 26. April 1986.

Bei der Atomenergie gehe es nicht nur um eine politische Frage, sondern auch um die Verantwortung für die Schöpfung in der Gegenwart und Zukunft. "Wir dürfen nicht wie die Menschen beim Turmbau zu Babel meinen, alles sei möglich", schreibt die Theologin. Menschen machten Fehler, und Material könne verschleißen.

Der Gedenktag sei aber auch Anlass zur Dankbarkeit. Seit 1991 seien rund 20.000 Menschen, vor allem Kinder und Mütter mit Kleinkindern, aus den besonders radioaktiv verstrahlten Gebieten im Südosten Weißrusslands zur Erholung in hannoverschen Kirchengemeinden gewesen. Die Besuche der Kinder seien ein Zeichen praktizierter Nächstenliebe und Versöhnung, so Käßmann.

18. April 2006