Freude und Erleichterung über Geiselfreilassung in Leipzig

Leipzig/Dresden (epd). An der Nikolaikirche in Leipzig haben am Dienstagabend zahlreiche Menschen die Freilassung der deutschen Irak-Geiseln dankbar und erleichtert aufgenommen. Vom Turm der Kirche, an der sich in den zurückliegenden 14 Wochen Verwandte, Freunde, Kollegen und Nachbarn zu Friedensgebeten und Mahnwachen für die beiden Ingenieure aus Sachsen getroffen hatten, ertönte nach Bekanntwerden der Nachricht ein Dankesläuten.

Ihn erfülle "ungeheuere Freude und Dankbarkeit an Gott, dass er Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke nach Hause zurückkehren lässt", sagte Nikolaikirchenpfarrer Christian Führer dem epd. Bei Friedensgebeten und 27 Mahnwachen an der Kirche "haben wir immer für sie gebetet", fügte der evangelische Theologe hinzu.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte: "Glaube versetzt Berge". Als Christ sehe er ebenso wie Pfarrer Führer, dass Gott den Geiseln geholfen habe. Zur Lage der beiden Techniker, die am heutigen Mittwoch in Deutschland zurückerwartet werden, sagte Jung, es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut. Sie seien psychisch und körperlich in guter Verfassung. Ob und in welcher Höhe Lösegeld für die Freilassung gezahlt worden sei, sei ihm vorerst egal. Er freue sich über die "wunderschöne Nachricht", dass die beiden endlich frei sind.

Mit "großer und tiefer Dankbarkeit" reagierte auch der sächsische Landesbischof Jochen Bohl in Dresden auf die Nachricht. Er hoffe, dass es beiden Männern den Umständen entsprechend gut geht und sie bald nach Deutschland zu ihren Familien zurückkehren können. Die Andachten in der Leipziger Nikolaikirche hätten gezeigt, "dass die Kraft des Gebetes erstaunlich viel vermag".

Für die beiden Techniker und ihre Angehörigen äußerte der Bischof die Hoffnung, dass ihnen nun Menschen zur Seite stehen, die bei der Verarbeitung des Erlebten helfen. "Wahrscheinlich kann sich kein Außenstehender vorstellen, welche Ängste und Qualen sie in den vergangenen 14 Wochen ausgestanden haben", fügte er hinzu.

Führer kündigte für die kommenden Tage einen Dankgottesdienst in der Nikolaikirche an. "Damit warten wir aber, bis Bundesaußenminister Steinmeier aus Chile zurück ist", sagte der Pfarrer. Der Bundesaußenminister hatte in einem Schreiben an Führer und die Teilnehmer der Mahnwachen angekündigt, dass er nach Freilassung der Geiseln an einem Gottesdienst in Leipzig teilnehmen werde.

In der Leipziger Nikolaikirche hatten seit Beginn der Entführung am 24. Januar montags stets hunderte Menschen im wöchentlichen Friedensgebet für Bräunlich und Nitzschke, für deren Angehörige und Freunde sowie für die Entführer Fürbitte gehalten. Montags und donnerstags versammelten sich zudem regelmäßig hunderte Menschen mit Kerzen und Blumen zu Mahnwachen und Schweigeminuten vor der Kirche.

03. Mai 2006

Das Statement von Landesbischof Jochen Bohl im Wortlaut