Kirchen rufen im Neuen Jahr zu Optimismus auf - Appelle für mehr soziale Gerechtigkeit

Frankfurt a.M. (epd). Die beiden großen Kirchen haben die Deutschen zum Jahreswechsel zu mehr Zuversicht und Optimismus ermutigt. Evangelische und katholische Bischöfe mahnten in ihren Silvesterpredigten und Neujahrsbotschaften zugleich mehr soziale Gerechtigkeit an und forderten umfassendere Hilfen für Familien und Kinder. Die Schere zwischen Reich und Arm dürfe sich nicht weiter öffnen, hieß es.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, rief am Dienstag in der Dresdner Frauenkirche dazu auf, eigene Ansichten und vermeintliche Gewissheiten immer wieder zu überdenken. Wer mit dem Fragen aufhöre, verfange sich leicht in Selbstgenügsamkeit. Ihm seien Menschen, die beharrlich suchen und nachfragen, "besonders wichtig". Zudem sei Zuversicht so etwas wie ein "Navigationsgerät" auf dem Weg ins Neue Jahr 2008, so der Berliner Bischof.

2007 hat nach Ansicht des bayerischen evangelischen Landesbischofs Johannes Friedrich die Situation der Familien verbessert. Das Thema sei endlich in Politik und Gesellschaft realistisch wahrgenommen worden, so Friedrich, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) mit rund elf Millionen Mitgliedern ist. Die Bilder von vernachlässigten Kindern "schrecken uns auf und fordern alle zur Verantwortung heraus", sagte der Repräsentant von rund 2,7 Millionen Protestanten im Freistaat.

Die Kirchen in Nordrhein-Westfalen forderten mehr Mitmenschlichkeit und Achtung vor der Umwelt. Der westfälische Präses Alfred Buß warnte vor einer weiteren Auseinanderentwicklung in arme und reiche Menschen. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider ermunterte zu einem "dankbaren Rückblick" zum Jahreswechsel. Diözesanbischof Reinhard Lettmann (Münster) betonte die Verantwortung von Christen für die Bewahrung des Friedens.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner mahnte einen respektvollen Umgang mit der Natur an. Der Thüringer Bischof Christoph Kähler hob hervor, dass es in der Diskussion um den Klimawandel einen politischen "Durchbruch" gegeben habe. Die Politik habe das Thema endlich auf die Tagesordnung gesetzt, so der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende.

Der Aachener katholische Bischof Heinrich Mussinghoff bezeichnete den Glauben an Gott als zentralen Weg zum Heil. Die Geschichte habe gezeigt, dass Wissenschaft und Technik Religion nicht überflüssig machen können, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Aachener Dom. Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter beklagte eine "unverbindliche Religiosität". Für Christen bestehe die Gottesbeziehung nicht in einem "vagen Gefühl". Gott sei vielmehr das "Zentrum der Wirklichkeit und des Lebens", so Wetter.

Der Magdeburger evangelische Bischof Axel Noack mahnte eine stärkere Auseinandersetzung mit den Themen Gesundheit und Lebensqualität an. Vor allem kritisierte er den Umgang der Gesellschaft mit Behinderten. Nur gesundes Leben scheine "richtig wertvolles Leben" zu sein. Deshalb sei es auch kein Zufall, dass so heftig über Sterbehilfe diskutiert werde.

Der evangelischen Landesbischöfe in Baden-Württemberg riefen zu mehr Mitmenschlichkeit auf. "Leben ist kein egoistisches Gut, sondern hat immer auch den anderen Menschen im Blick", erklärte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July. Der badische Landesbischof Ulrich Fischer unterstrich, dass der Glaube Mauern durchbreche und den Blick freigebe auf das, was dahinter ist.

01. Januar 2008