EKD-Ratsvorsitzender lobt Lehmanns ökumenische Weitsicht

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat mit Bedauern auf die Ankündigung von Kardinal Karl Lehmann reagiert, als Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zurückzutreten. Lehmanns ökumenisches Wollen und ökumenische Weitsicht hätten die Zusammengehörigkeit der Christen und das Miteinander der Kirchen gestärkt, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber am Dienstag in Hannover. Bischof Huber übermittelte Lehmann, der für seine Rücktrittsentscheidung gesundheitliche Gründe anführte, Genesungswünsche.

Mit außerordentlichem Bedauern, tiefem Respekt und großem Verständnis nehme er die Gründe wahr, aus denen sich der Mainzer Bischof zu diesem Schritt entschlossen habe, schreibt Huber. Im Hinblick darauf, dass Lehmann Bischof von Mainz und Mitglied der Bischofskonferenz bleibe, sprach der EKD-Repräsentant von einem "Augenblick des dankbaren Innehaltens". Mit Dank registrierte Bischof Huber, dass Lehmann sich weiter für die Ökumene einsetzen wolle. Der ökumenische Geist des Kardinals solle auch weiter bestimmend sein.

15. Januar 2008

EKD-Pressemitteilung " Ein Augenblick des dankbaren Innehaltens"

Der Brief des EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber, an Karl Kardinal Lehmann im Wortlaut


Lehmann tritt als Vorsitzender der Bischofskonferenz vorzeitig zurück

Gesundheitliche Gründe - Politik und Kirchen äußern Respekt

Bonn/Mainz (epd). Nach mehr als 20 Jahren Amtszeit tritt Kardinal Karl Lehmann (71) vorzeitig als Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zurück. In einem Schreiben an die katholischen Bischöfe kündigte er seinen Rücktritt zum 18. Februar an und nannte dafür gesundheitliche Gründe, wie die Bischofskonferenz am Dienstag in Bonn mitteilte. Ein Nachfolger für Lehmann, der Bischof von Mainz bleibt, soll im Februar gewählt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und weitere Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirchen würdigten den Repräsentanten der knapp 26 Millionen Katholiken in Deutschland.

Lehmann hatte sich im Dezember mit Herzbeschwerden in eine Klinik und anschließend in Kur begeben. Anfang Januar nahm er seinen Dienst wieder auf. Die Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe Mitte Februar in Würzburg wird Lehmann nochmals leiten. Dort soll sein Nachfolger bestimmt werden. Lehmann bleibt Bischof von Mainz und damit auch Mitglied der Bischofskonferenz. Im Oktober feiert er sein silbernes Bischofsjubiläum, 1983 wurde er zum Mainzer Bischof ernannt.

Ein Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt mache auch Sinn, "weil die jüngsten Bischofsernennungen einen notwendigen Generationswechsel und Zeit für eine Wachablösung anzeigten", erklärte der Kardinal. Mit den im Dezember erlittenen Herz-Rhythmus-Störungen sei eine eindeutige Zäsur erreicht, die ihm eine Ausschöpfung seiner Kräfte im bisherigen Maß nicht mehr erlaube, schreibt Lehmann. Deshalb nutze er die bereits bei seiner Wiederwahl 2005 angekündigte Möglichkeit, die vierte Amtsperiode von sechs Jahren nicht voll auszuschöpfen. Er sei dankbar, wenn er noch einige Jahre dem Bistum Mainz dienen könne. Auch werde er seine Kenntnisse und Erfahrungen weiter in die Bischofskonferenz einbringen und sich noch stärker Grundsatzfragen, wie der schwierigen Situation der Ökumene widmen.

Für die katholischen Bischöfe dankte der stellvertretende Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Heinrich Mussinghoff (Aachen), Lehmann für seinen "unermüdlichen Einsatz" für die katholische Kirche. Er würdigte ihn als "herausragenden und zuverlässigen Repräsentanten der Kirche und ihrer Sendung".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU äußerte in einem Telfongespräch mit Lehmann ihr Bedauern über dessen Rücktrittsentscheidung. "Kardinal Lehmann genießt weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus hohes Ansehen." Deshalb werde er für sie persönlich und für die Politik ein geschätzter Gesprächspartner bleiben, so die Regierungschefin.

Kardinal Lehmann habe die katholische Kirche bundesweit und international herausragend repräsentiert, erklärte der SPD-Vorsitzende und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck: "Seine Stimme hat weit über kirchliche Kreise hinaus in die Gesellschaft hinein gewirkt."

Für die Grünen lobte Renate Künast den Kardinal für seinen "vernünftigen Dialog zwischen den christlichen Kirchen sowie mit anderen Religionsgemeinschaften". Sein Nachfolger im Amt übernehme eine schwierige Aufgabe. FDP-Chef Guido Westerwelle würdigte Lehmann als "wichtige moralische Instanz". Nicht nur als "großer Kirchenmann", sondern auch als "bundesweite Persönlichkeit" habe er die deutsche Diskussionskultur vorangebracht.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken würdigte ebenfalls Lehmanns Wirken. Als Vorsitzender der katholischen Bischöfe habe er Grundsatzfestigkeit, Realitätssinn sowie Bereitschaft zum Zuhören und zur Zusammenarbeit bewiesen, erklärte der Präsident der katholischen Laienbewegung, Hans Joachim Meyer: "Sein Wirken hat Maßstäbe gesetzt, die in unserer Erinnerung nicht verloren gehen werden."

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reagierte mit Bedauern auf die Rücktrittsankündigung. Lehmanns ökumenisches Wollen und ökumenische Weitsicht hätten die Zusammengehörigkeit der Christen und das Miteinander der Kirchen gestärkt, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber. Der Berliner Bischof übermittelte Lehmann Genesungswünsche. Der Zentralrat der Juden bedauerte die Entscheidung. Kardinal Lehmann sei viele Jahre ein verlässlicher Ansprechpartner für die jüdischen Repräsentanten gewesen, erklärte die Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch.

15. Januar 2008