EKD-Ratsvorsitzender: Kirchen müssen das gemeinsame Erbe bezeugen

Schlüsselübergabe im Konfessionskundlichen Institut

Bensheim (epd). Bischof Wolfgang Huber hat die Kirchen dazu aufgerufen, ihr gemeinsames Erbe zu bezeugen. Dies sei die vorrangige Aufgabe auf der ökumenischen Agenda, sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch im südhessischen Bensheim nach einem vorab verbreiteten Redemanuskript. Dazu gehöre auch eine "Kultur des wechselseitigen Respekts".

Huber predigte bei einem Gottesdienst zur Eröffnung des neuen Dienstgebäudes des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes. "Jede Kirche ist nur eine der Kirchen, in denen die eine Kirche Jesu Christi gegenwärtig ist. Eine Kirche, die sich durch einen Ausschließlichkeitsanspruch von den anderen separiert, könnte nicht mehr ökumenisch genannt werden", sagte der Berliner Bischof.

Der Ratsvorsitzende betonte auch die gesellschaftliche und politische Verantwortung der Kirchen. Wenn sie mit einer Stimme sprächen, könnten sie dem Anliegen des christlichen Glaubens eher Gewicht verschaffen, als wenn sie getrennt agierten. Als Themen nannte er Migration, Klimawandel und den "neu aufkommenden, kämpferischen Atheismus".

Mit dem Gottesdienst und einem Empfang feierten rund 150 Gäste aus Kirche und Gesellschaft die Rückkehr des 1947 gegründeten Instituts an seinen Ursprungsort, die "Villa Brunnengräber". Nach einer 18-monatigen Sanierung bezogen die 13 Mitarbeiter bereits im vergangenen November wieder das historische Gebäude, das nach dem zweiten hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Wolfgang Sucker (1905-1968) benannt ist.

Der Umbau der Villa und die komplette Einrichtung des Instituts seien aus dem Verkauf des alten Dienstgebäudes und einer Liegenschaft des Evangelischen Bundes finanziert worden, erläuterte der Kuratoriumsvorsitzende, der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber. Dabei habe die EKD den größten Teil getragen. Insgesamt seien 1,2 Millionen Euro für das Projekt veranschlagt worden.

Huber nannte das Bensheimer Institut ein "deutschlandweites Kompetenzzentrum für Ökumene", das einen "fachkundigen und eigenständigen Beitrag" zu allen Fragen des Miteinanders der Konfessionen leiste. Es spiele für die EKD eine "Schlüsselrolle". Bischof Weber hob das Engagement von EKD und Evangelischem Bund zur Stärkung des Instituts hervor.

Institutsleiter Walter Fleischmann-Bisten warb für engere Kontakte mit den evangelischen Freikirchen. Im Dialog mit der katholischen Kirche mahnte der Theologe und Historiker zu mehr Geduld. "Auch sollten wir uns nicht von jedem römischen Lehrschreiben verunsichern lassen, zumal wenn es an katholische Adressen gerichtet ist."

23. Januar 2008

Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden

Konfessionskundliches Institut Bensheim