EKD-Ratsvorsitzender würdigt Publizisten Ernst Cramer

Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat den Publizisten Ernst Cramer zu dessen 95. Geburtstag am Montag gewürdigt. "Es ist gut für unsere Republik und unsere Gesellschaft, dass wir Menschen wie Sie als Zeugen haben", betonte der Berliner Bischof in seinem Glückwunschschreiben. Als Journalist, Chefredakteur und Herausgeber der Tageszeitung "Die Welt" habe Cramer immer wieder auf Gefahren der "Gesinnungslumperei" hingewiesen.

Huber erinnerte an den Lebensweg Cramers, der als Jude verfolgt und eingesperrt war, bevor er emigrierte. Auch nach 1945 habe er kein abweisendes Urteil über Deutschland gesprochen. Cramer gebühre Respekt für seinen Beitrag zu einer liberalen und demokratischen Bildung der Menschen im Nachkriegsdeutschland, so der Bischof.

Der in Augsburg geborene Cramer war 1933 Mitbegründer des Bundes Deutsch-Jüdischer Jugend. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er nach dem Pogrom vom 9. November 1938 im Konzentrationslager Buchenwald interniert. Sein Bruder und seine Eltern wurden von den Nazis ermordet. 1939 konnte er in die USA emigrieren.

Nach 1945 kehrte er mit der US-Armee nach Deutschland zurück. Der Verleger Axel Springer (1912-1985) berief Cramer 1958 zum stellvertretenden "Welt"-Chefredakteur. Deren Herausgeber wurde er 1969. Seit 1981 ist der Publizist Vorstandsvorsitzender der Axel Springer Stiftung.

28. Januar 2008