ÖRK: EKD-Auslandsbischof reagiert mit Respekt auf Rückzug von Kobia

"Arbeitsleistung von ÖRK-Generalsekretär überwiegend positiv"

Genf (epd). Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hat auf den Verzicht des Generalsekretärs des Weltkirchenrates, Samuel Kobia, auf eine zweite Amtszeit mit Verständnis und Respekt reagiert. "Ich glaube, dass es eine richtige Entscheidung war", sagte Schindehütte am Dienstag dem epd in Genf. Dies eröffne auch neue Perspektiven und Möglichkeiten für den Weltkirchenrat. Der 60-jährige Kenianer hatte am Montag seinen Rückzug aus dem Amt aus persönlichen Gründen angekündigt.

Mit Blick auf Kritik an der Amtsführung von Kobia sagte Schindehütte, die Einschätzung von Kobias Amtszeit sei "überwiegend positiv". Dies habe auch der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, der brasilianische Theologe Walter Altmann, nochmals unterstrichen. Kobias Doktortitel einer staatlich nicht anerkannten Einrichtung in den USA habe zwar zu Irritationen geführt. Ohne Kobias persönliche Gründe wäre es jedoch "wahrscheinlich zu einer zweiten Amtszeit gekommen". An Spekulationen wolle er sich aber nicht beteiligen.

Die Wahl eines Nachfolgers erfolgt im September nächsten Jahres. Ein Findungsausschuss soll nach Angaben des ÖRK bis dahin neue Kandidaten suchen. Kobia stehe bis zum Ende seiner Amtszeit im Dezember 2008 zur Verfügung, so Schindehütte weiter. Das ÖRK-Exekutivkomittee werde auf seiner nächsten Sitzung im September 2008 in Lübeck einen kommissarischen Generalsekretär ernennen, der die Geschäfte des ÖRK bis zur Wahl Mitte 2009 auf der nächsten Zentralausschusssitzung führen soll.

Kobia habe die Entscheidung für seinen Rückzug "mit großer Noblesse und mit dem Blick darauf, was für den ÖRK auch gut ist, getroffen", betonte der EKD-Auslandsbischof. Diesen Eindruck habe er auch in persönlichen Gesprächen mit ihm erhalten. Schindehütte ist Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes und Leiter der Hauptabteilung Ökumene und Auslandsarbeit in Hannover. Er nimmt für die EKD an der Zentralausschusssitzung teil, die an diesem Mittwoch zu Ende geht.

Der Rückzug von Kobia sei sehr unterschiedlich von den Mitgliedern des ÖRK-Zentralkomittees aufgenommen worden, so Schindehütte. "Natürlich gibt es ganz viele Menschen in Afrika oder in Asien, die in ihm eine große Identifikationsfigur gesehen haben, und für die war es besonders schmerzlich, dass er diese Entscheidung getroffen hat." Man müsse die von Kobia genannten persönlichen Gründe respektieren, zu denen er keine Details genannt habe.

Kobia wurde als erster Afrikaner 2003 in dieses Amt gewählt. Der 1948 gegründete Weltkirchenrat repräsentiert mehr als 560 Millionen Christen in 349 Kirchen, Denominationen und kirchlichen Gemeinschaften aus über 110 Ländern. Der Rat erinnert in diesem Jahr an seine Gründung vor 60 Jahren in Amsterdam.

19. Februar 2008


Weltkirchenrat: Generalsekretär Kobia zieht Kandidatur zurück - ÖRK sucht neue Spitze

Genf (epd). Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Samuel Kobia (60), hat seine Kandidatur für eine neue Amtszeit überraschend zurückgezogen. Die Wahl eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin solle voraussichtlich September nächsten Jahres im Zentralausschuss erfolgen, teilte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am späten Montagabend in Genf mit. Ein Gremium soll neue Kandidaten suchen. Kobias fünfjährige Amtszeit endet am 31. Dezember 2008. Die Wahl war für Montag geplant.

Der Kenianer nannte persönliche Gründe für seinen Rückzug, hieß es weiter. "Der Zentralausschuss bedauert die Entscheidung von Kobia", erklärte der Vorsitzende des Ausschusses, der brasilianische Theologe Walter Altmann. Der Weltkirchenrat dankte Kobia für seine engagierte Arbeit für den Rat von rund 350 Kirchen in über 110 Ländern mit insgesamt mehr als 560 Millionen Mitgliedern. Kobia war der erste Afrikaner, der 2003 in dieses Amt gewählt wurde.

Vor der Wahl war aus den Reihen des Zentralausschusses Kritik an der Amtsführung von Kobia laut geworden. Die Programmarbeit des ÖRK ufere aus und der Generalsekretär verbringe zu viel Zeit mit Reisen, wurde bemängelt. Wie kurz vor der Wahl bekannt wurde, hatte Kobia zudem jahrelang den Doktortitel einer staatlich nicht anerkannten Einrichtung, der Fairfax Universität in Louisiana (USA), geführt.

Kobia ist Pfarrer der methodistischen Kirche seines Heimatlandes Kenia. Er trat im Januar 2004 die Nachfolge des deutschen Theologieprofessors Konrad Raiser an, der Ende 2003 nach elf Jahren in diesem Amt in den Ruhestand trat.

19. Februar 2008