Weltkirchenrats-Tagung: Bischof Hein zieht positive Bilanz

Ökumene-Experte weist Spekulationen über Kobia-Rückzug zurück

Genf (epd). Der evangelische Bischof Martin Hein (Kassel) hat zum Abschluss des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) eine positive Bilanz gezogen. Zur aktuellen Arbeit des Bundes von rund 560 Millionen Christen weltweit sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Mittwoch in Genf dem epd: "Ich fahre mit einem ausgesprochen guten Gefühl zurück." Hein gehört dem Leitungsgremium des Weltkirchenrates als einer von sechs Deutschen an.

Er wies Medienberichte zurück, dass der Rückzug von Samuel Kobia als ÖRK-Generalsekretär auf scharfe Kritik aus westlichen Kirchen, besonders aus Deutschland, zurückzuführen sei. "Herr Kobia hat ausdrücklich gesagt, dass es persönliche Gründe sind, die ihn zu diesem weit reichenden Schritt veranlasst haben und wir sind selbst davon überrascht gewesen", bekräftigte der Bischof. Der 60-jährige Kenianer Kobia hatte am Montag überraschend angekündigt, er strebe keine zweite fünfjährige Amtszeit mehr an.

Die Nennung von Namen möglicher Nachfolger Kobias wie des Generalsekretärs der Allafrikanischen Kirchenkonferenz, Bischof Mvume Dandala (Südafrika), wies Hein als "reine Spekulation" zurück, die der jetzigen Situation nicht gerecht werde. Dass der Weltkirchenrat rund 18 Monate benötige, um einen Nachfolger zu wählen, sei den Strukturen des ÖRK geschuldet. Man müsse sich für eine solche Entscheidung auch Zeit lassen. Der ÖRK-Stab werde diese Übergangszeit sehr gut gestalten können. Zudem bleibe Kobia bis Ende 2008 Generalsekretär.

Zum weiteren Verlauf der Zentralausschuss-Tagung sagte Hein, die Zusammenarbeit mit den Orthodoxen habe sich ausgesprochen normalisiert. Hier kam es im Rat in der Vergangenheit zwischen den Ostkirchen und westlichen Kirchen zu großen Spannungen aufgrund von theologischen und ethischen Differenzen. Auch "die finanzielle Situation ist sehr viel besser geworden", betonte der Bischof. 2007 sei ein Überschuss erwirtschaftet worden.

Als wichtige Perspektive für die ÖRK-Arbeit nannte Hein den für 2011 in Kingston auf Jamaika geplanten internationalen ökumenischen Friedenskongress. Damit soll die Dekade zur Überwindung von Gewalt von 2001 bis 2010 abgeschlossen werden.

Der Kasseler Bischof begrüßte Planungen zu mehr Zusammenarbeit zwischen den großen konfessionellen Weltbünden von Lutheranern, Reformierten oder Methodisten mit dem ÖRK. Dazu sei eigens ein Komitee eingerichtet worden, dem von deutscher Seite Pfarrerin Heike Bosien angehört. Ein globales christliches Forum, sozusagen eine Art ökumenischen Kirchentag könne er sich jedoch nur vorstellen, wenn auch die römisch-katholische Kirche dazugehört. Hein: "Denn dann wäre das wirklich eine Repräsentation der Christenheit in der Welt."

20. Februar 2008