Bischof Huber: Vertrauensverlust für Wirtschaft durch Steueraffäre

Mannheim (epd). Die Affäre um die Steuerhinterziehung reicher Bundesbürger hat nach Ansicht von Bischof Wolfgang Huber das Vertrauen in die Wirtschaftselite weiter geschwächt. Bei Steuerhinterziehung handle es sich nicht um ein "Kavaliersdelikt", sondern um Rechtsbruch, um Diebstahl an der Gemeinschaft, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montagabend in Mannheim. Die Wirtschaft sei nicht nur auf Geld angewiesen, sondern auch auf Vertrauen. Die Erosion dieses Vertrauens sei für die Gesellschaft insgesamt beunruhigend.

Bei einer Veranstaltung des Mannheimer Forums und des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer sprach Bischof Huber über "Soziale Verantwortung und unternehmerisches Handeln – eine evangelische Perspektive". Dabei kritisierte er auch die öffentliche Erregung über die Steueraffäre. Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit seien längst zu einer Massenerscheinung geworden. Doch auch Aufträge zur Schwarzarbeit seien Diebstahl an der Gemeinschaft.

Der Ratsvorsitzende wandte sich gegen eine maßlose Kultivierung des Eigennutzes. Eine Wirtschaft, die nur noch von Eigennutz und Gewinnsteigerung angetrieben sei, operiere ohne wirklichen Sinn. Wirtschaftliches Handeln sei auch auf Ressourcen wie Rücksichtnahme und Kooperationsbereitschaft angewiesen: "Kein Unternehmen in der Welt hat eine gute Zukunft, wenn es alle schlechten Charaktereigenschaften der Menschen in sich selbst freisetzt oder gar noch kultiviert", so Huber.

11. März 2008

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut

EKD-Pressemitteilung "Sinn und Zweck wirtschaftlichen Handelns erfragen"