Welt-Wasser-Tag am 22. März

Frankfurt a.M. (epd). Der Welt-Wasser-Tag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. Er wurde von den Vereinten Nationen ausgerufen, um auf die Bedeutung des Rohstoffs Wasser und seine Problematik weltweit aufmerksam zu machen. Das gesamte Jahr 2008 steht bei den UN unter dem Motto "Sanitäre Grundversorgung". Dabei geht es auch in diesem Jahr vor allem um die Verbesserung der Lage in Entwicklungsländern.

Nach UN-Angaben haben weltweit 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu akzeptablen sanitären Einrichtungen wie Toiletten und Duschen. Der daraus resultierende Mangel an Hygiene verursacht Krankheiten, an deren Folge schätzungsweise jedes Jahr 2,2 Millionen Menschen sterben - vor allem Kinder unter fünf Jahren.

Besonders in Afrika südlich der Sahara und in Asien leiden die Menschen unter der Situation. In den Städten und in den Slums am Stadtrand gibt es Probleme bei der Entsorgung von Abwasser und Fäkalien. Viele Flüsse werden als Kanäle missbraucht, und verwandeln sich in reine Kloaken.

Auf dem Land mangelt es an hygienischer Aufklärung und gesundheitsbewusstem Umgang mit Ausscheidungen. Das Thema ist oft tabu. Vielerorts fehlen zum Beispiel Toiletten, Klohäuschen mit Sichtschutz oder Kanalsysteme.

Die sanitäre Notlage war auch Thema beim UN-Millenniumsgipfel im September 2000 in New York. Doch das Millenniumsziel, die Anzahl der Menschen ohne sanitäre Grundversorgung bis 2015 zu halbieren, ist laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF noch in weiter Ferne.

19. März 2008


Die Not mit der Notdurft lindern - Die GTZ erstellt ökologische Konzepte für sanitäre Anlagen in Entwicklungsländern

Von Sarah Salin (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Bei manchen reichen Afrikanern müssen Bedienstete in drei Meter tiefe Klogruben steigen, um sie zu leeren. "Nur in Unterhose und mit einer Schaufel in der Hand stehen die Arbeiter im Fäkalienschlamm", sagt die Sanitär-Expertin Christine Werner von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Eschborn. In den Entwicklungsländern sei die hygienische Lage katastrophal. Zum Welt-Wasser-Tag am 22. März erinnern die Vereinten Nationen daran, dass rund 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu akzeptablen Toiletten und Kanalisationssystemen haben.

"Am schlimmsten steht es um die städtischen Slums in Indien und Afrika", weiß die Ingenieurin Werner. Wo viele Menschen dicht gedrängt zusammen leben, gibt es auch viel Dreck und Abwasser. Und in den oft illegalen Slum-Siedlungen keinen Anschluss an das Abwassersystem. Das bundesdeutsche Entwicklungshilfe-Unternehmen GTZ arbeitet daher weltweit an Projekten für eine bessere Versorgung.

Werner und ihr Team setzen sich für einen speziellen Lösungsansatz ein: "ecosan" heißt das Konzept - was für "ecological sanitation" steht. Die nach diesem Prinzip entwickelten Verwertungssysteme seien in doppelter Weise effektiv, sagt die Projektleiterin. Denn Abwasser und Fäkalien würden nicht nur beseitigt, sondern aufbereitet und ökologisch wiederverwertet - für Biogas und Düngemittel. "Eine Familie mit zwei Kühen kann durch den Mist ihren kompletten Energiebedarf decken."

Vor allem in ländlichen Gebieten, wo reichlich Platz ist, funktioniert das ecosan-Prinzip problemfrei. Dort können zum Beispiel viele flache Latrinengruben nach der Füllung mit Baumsetzlingen bepflanzt werden. In Simbabwe wachsen so bereits gut gedüngte Bananen und Papayas. In anderen afrikanischen Projekten wird durch spezielle ecosan-Toiletten der Urin separat gesammelt. Später wird er auf zu trockene Felder geleitet, und wertvolles Trinkwasser ist gespart.

Die GTZ schätzt, dass weltweit rund 1,3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Durch die damit verbundene mangelnde Hygiene sowie durch Krankheitserreger im verschmutzten Wasser kommt es zu Durchfall, Hauterkrankungen, Wurmbefall und Cholera. Nach UN-Angaben stirbt daran alle 20 Sekunden ein Kind auf der Welt - 1,5 Millionen vermeidbare Todesfälle pro Jahr.

Neben den Kindern leiden besonders auch Frauen in Entwicklungsländern unter der Misere. Es gebe vielerorts keine Toiletten, und weil dieser geschützte Raum und die Privatsphäre fehle, müssten die Frauen mit großer Angst in die Büsche gehen, so die britische Hilfsorganisation "Wherever the Need", die Toiletten in Indien baut. Frauen und Mädchen fürchteten sich vor Schlangenbissen und sexuellen Übergriffen.

Um auf die prekäre Lage in armen Ländern aufmerksam zu machen, haben die Vereinten Nationen 2008 auch zum "Internationalen Jahr der sanitären Anlagen" erklärt. Die Tabus, in Deutschland und auch in Entwicklungsländern über "Scheiße" zu reden, sollten endlich aufbrechen, sagt Werner.

Auch in städtischen Slums und Industriemetropolen könnten mehr ecosan-Ideen greifen: In China zum Beispiel sind die Toiletten, die Urin separat sammeln, wegen ihrer Umweltfreundlichkeit schon längst gefragt. Wasser ist knapp, und aufwendige Klärtechniken sind teuer. Nach dem ecosan-Prinzip wurden sogar Klo-Busse für die Besucher der Olympischen Spiele im August in Peking gebaut. Im Wettbewerb hätten chinesische Firmen verschiedene ökologische und oft wasserlose Toiletten entwickelt, erzählt Werner: "Sogar manche High-Tech-Modelle mit Elektromotor und Lichtstrahl".

19. März 2008