Zwei deutsche Korrespondenten aus Tibet ausgewiesen

Journalistenverbände und Chefredaktionen protestieren

Frankfurt a.M. (epd). Als letzte ausländische Journalisten sind die beiden Deutschen Georg Blume und Kristin Kupfer am Donnerstag aus Tibet ausgewiesen worden. Sie mussten die Hauptstadt Lhasa mit dem Zug verlassen. Sie seien auf dem Weg in die nördliche Nachbarprovinz Qinghai, berichtete Kupfer telefonisch dem epd. Kupfer ist für das österreichische Magazin "Profil" akkreditiert und auch Mitarbeiterin des epd. Blume ist Korrespondent der Wochenzeitschrift "Die Zeit" und der Berliner "Tageszeitung" (taz).

Journalistenorganisationen protestierten gegen das Vorgehen der chinesischen Behörden in Tibet. "Wir verurteilen auf das Schärfste, dass die letzten ausländischen Journalisten ausgewiesen wurden", sagte Katrin Evers von "Reporter ohne Grenzen" dem epd. Es sei völlig offensichtlich, dass die chinesischen Behörden keine Zeugen in Tibet wünschten. Fünf Monate vor den Olympischen Spielen in Peking habe China erneut sein Versprechen gebrochen, ausländischen Journalisten Bewegungsfreiheit zu gewähren.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sprach von einem eklatanten Eingriff in die Berichterstattungs- und Pressefreiheit. "Journalisten müssen die Möglichkeit haben, sich frei zu bewegen und ungehindert zu berichten", sagte der Sprecher des DJV-Bundesverbands, Hendrik Zörner. Das gelte besonders für Krisengebiete, zu denen Tibet im Moment zu zählen sei.

Auch die Chefredaktionen von epd und taz protestierten gegen die Ausweisung. "Dass die chinesische Regierung unabhängige Augenzeugen in Tibet nicht zulässt, weckt schlimmste Befürchtungen", sagte epd-Chefredakteur Thomas Schiller. Der stellvertretende taz-Chefredakteur Reiner Metzger erklärte, die Haltung der Volksrepublik zur Pressefreiheit sei bekannt. Die im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen zugesicherte freie Berichterstattung sei nur Augenwischerei.

Die chinesischen Behörden hatten den beiden Korrespondenten Blume und Kupfer mit Entzug der Aufenthaltsgenehmigung für China gedroht. Es war das zweite Mal, dass sie zum Verlassen der Unruheregion Tibet aufgefordert wurden. "Mir geht es gut", sagte Kupfer bei einem Telefonat aus dem Zug. Das Auftreten der Behörden beschrieb sie als "ein wenig dramatisch, aber alles in allem sehr korrekt".

Für die beiden Deutschen hatte sich auch die deutsche Botschaft in Peking eingesetzt. Am Sonntag hatte auch Bundesaußenminister Franz-Walter Steinmeier (SPD) seinen chinesischen Amtskollegen Yang Jiechi gebeten, für größtmögliche Transparenz in Tibet zu sorgen. Nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" ist die Zensur in den chinesischen Medien in Tibet strenger als in anderen Teilen Chinas. Jeder Artikel müsse vorgelegt werden, und alle Schlüsselpositionen seien mit Mitgliedern der Kommunistischen Partei besetzt.

Wie in Peking bekanntwurde, wurden inzwischen Dutzende internationale Reporter auf dem Weg in tibetisch bewohnte Regionen festgenommen. Sie wurden gezwungen, zurückzukehren, weil sie angeblich "Polizeiaktionen behinderten". Die Vereinigung der Auslandskorrespondenten in China forderte die Regierung auf, unverzüglich eine freie Berichterstattung zu ermöglichen und ausländische Journalisten ungehindert nach Tibet reisen zu lassen.

20. März 2008