Bischof Huber warnt Wirtschaft vor rücksichtslosem Handeln

Frankfurt a.M. (epd). Bischof Wolfgang Huber hat an die Wirtschaft appelliert, ihr Handeln an grundlegenden Werten auszurichten. Vertrauenswürdigkeit, Ehrlichkeit, Fairness, Gerechtigkeitssinn und Rücksichtnahme auf Schwächere seien solche Werteorientierungen, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem Vortrag vor der "Frankfurt School of Finance & Management" laut vorab verbreitetem Redemanuskript am Donnerstagabend in Frankfurt.

In diesem Zusammenhang warb der Berliner Bischof nachdrücklich dafür, den arbeitsfreien Sonntag als soziale Institution zu erhalten. Es müsse Tendenzen widersprochen werden, Menschen nur noch als Konsumenten zu sehen und die Umsatzchancen des Handels zu steigern. Mit der Ausweitung der verkaufsoffenen Sonntage in einigen Bundesländern werde der Schutz des Sonntags in sein Gegenteil verkehrt.

Weiter warnte der EKD-Ratsvorsitzende die Wirtschaft vor rücksichtslosem Handeln: "Es liegt auf der Hand, dass eine Wirtschaft, die nur noch von den Gedanken an Eigennutz und Gewinnsteigerung angetrieben ist, ohne wirklichen Sinn und Zweck in die Zukunft hinein operiert." Unternehmen, die nur auf kurzfristige Gewinnsteigerung setzen, gerieten schnell auf die Verliererseite.

Wirtschaftliches Handeln komme ohne Rücksichtnahme nicht aus und müsse wieder als kulturelles Handeln begriffen werden. "Kein Unternehmen in der Welt hat eine gute Zukunft, wenn es alle schlechten Charaktereigenschaften der Menschen in sich selbst freisetzt oder gar noch kultiviert," mahnte der Bischof. Auch eine Gesellschaft, die das Eigeninteresse "bis zum Exzess" kultiviere, zehre die Ressourcen auf, die das gemeinsame Leben nötig seien.

11. April 2008

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut