Neue Räume des Halberstädter Domschatzes eröffnet - Bundespräsident Köhler: "Bedeutender Tag für ganz Deutschland"

Halberstadt (epd). Nach mehrjährigen Umbauarbeiten sind am Sonntag die neuen Räume des mittelalterlichen Halberstädter Domschatzes eröffnet worden. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten mit Bundespräsident Horst Köhler und Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Wolfgang Böhmer (CDU) standen ein Festakt und ein ökumenischer Gottesdienst mit rund 800 geladenen Gästen. Dieser wurde von dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, und den Magdeburger Bischöfen Axel Noack und Gerhard Feige gestaltet.

Der Bundespräsident würdigte die Wiedereröffnung der Domschatzräume als einen "bedeutenden Tag für ganz Deutschland". Die aus 650 Kunstwerken bestehende Halberstädter Sammlung gilt als Europas umfangreichster mittelalterlicher Domschatz, der an seinem Standort erhalten geblieben ist. Mit der Neueröffnung werde auch das christliche Europa und das Mittelalter als eine Traditionslinie der Stadt und der Region wieder sichtbar, die noch heute bestimmend sei, sagte Köhler in seinem Grußwort.

Er betonte zugleich, dass zur Bewahrung des historischen Erbes auch die Verteidigung der Kultur, der Toleranz und der Demokratie "gegen ihre Feinde" gehöre. Dabei sprach er dem "Bürgerbündnis für ein gewaltfreies Halberstadt" seinen Dank für dessen Engagement aus. Der Kampf gegen Rechtsextremismus müsse auch in Politik und Verwaltung stark verankert sein, mahnte der Bundespräsident.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) würdigte den Kirchenschatz als ein "frühes Beispiel dafür, dass Toleranz und gegenseitige Achtung verschiedener Glaubensrichtungen Früchte tragen können". Der Erhalt des Domschatzes sei vor allem einem gemischten Domkapitel aus Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche zu verdanken. Der EKD-Ratsvorsitzende Huber betonte in seiner Predigt, "heute wird ein Schatz ausgegraben, der seinesgleichen sucht". Es sei "ein Wunder", dass der Domschatz die Unbilden der Geschichte nahezu unversehrt überstanden habe.

In den neu gestalteten und erweiterten Domschatzräumen werden auf 1.000 Quadratmetern unter anderem Reliquien, Tafelmalereien, liturgische Geräte, steinerne Plastiken, Buchkunst, Altäre und Gewänder präsentiert. Eine mit Elfenbein verzierte aufklappbare Schreibtafel wird als ältestes Stück der Sammlung auf das Jahr 416 datiert. Bund, Land, Europäische Union und die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt haben den 6,9 Millionen Euro teuren Umbau finanziert.

Der Halberstädter Domschatz ist dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags vom 11 bis 17 Uhr geöffnet.

13. April 2008

Predigt zur Eröffnung