EKD und Grüne sprechen über Bioethik und Patientenverfügung

Berlin (epd). Wenige Tage nach dem Bundestagsbeschluss zur Erleichterung der Stammzellforschung haben die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und die Grünen bioethische Themen erörtert. Bei einem Spitzengespräch von EKD-Vertretern und Führungsmitgliedern von Bündnis 90/Die Grünen wurden dabei auch unterschiedliche Bewertungen angesprochen, wie sich aus einer am Dienstag verbreiteten Erklärung ergibt.

In der evangelischen Kirche gebe es zur Verschiebung des Stichtages für die Einfuhr embryonaler Stammzellen "mit guten Gründen" unterschiedliche Positionen, erklärte EKD-Kirchenamtspräsident Hermann Barth. Grundsätzlich stimmten EKD und Grüne in der Ablehnung der Erzeugung von Embryonen für Forschungszwecke überein. Allerdings müsse auch berücksichtigt werden, dass "wir in Deutschland die Tötung vom Embryonen anderen überlassen, während wir von den Forschungsergebnissen profitieren", so Barth.

Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast bedauerte die Bundestagsentscheidung. Die Mehrheit der Grünen sehe keine Notwendigkeit für eine Lockerung der Forschungsbedingungen. Die Chancen, dass sich daraus Behandlungserfolge ergeben, seien nicht größer geworden. Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber appellierte an die Politik, die bestehende Regelung zu Spätabtreibungen zu überprüfen.

Im Hinblick auf die Patientenverfügungen befürwortete Kirchenamtspräsident Barth eine gesetzliche Regelung, um mehr Rechtssicherheit am Lebensende zu erreichen. An einer solchen Rechtssicherheit seien auch die Grünen interessiert, argumentierte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt, die auch der EKD-Synode angehört: "Aber wir sollten nur das regeln, was wir wirklich regeln können und was unbedingt geregelt werden muss." Sie regte an, das Gewicht von Patienten-Bevollmächtigten zu stärken.

Einig waren sich EKD und Grüne, dass es eine vertiefte gesellschaftliche Debatte "über das Leben am Lebensende" sowie einen Ausbau der Sterbebegleitung im Hospizbereich geben müsse. Weitere Themen des Spitzengesprächs, das als intensiv und offen bewertet wurde, waren die Kinder- und Familienpolitik, der Klimaschutz sowie die Aufnahme irakischer Flüchtlinge.

15. April 2008

EKD-Pressemitteilung