Reformierte Synode erinnert an Reformator Calvin

Wissenschaftliches Symposium bereitet Calvin-Jahr 2009 vor

Berlin/Emden (epd). Im Deutschen Historischen Museum in Berlin hat am Mittwochnachmittag ein wissenschaftliches Symposium zum "Calvin-Jahr 2009" begonnen. Eingeladen sind 25 Fachreferenten aus Deutschland, der Schweiz, aus Frankreich, England, den USA und den Niederlanden. Mit dem Symposium, das Anfänge, Verbreitung und Wirkungen des Calvinismus in Deutschland und Europa thematisiert, wird eine Ausstellung anlässlich des 500. Geburtstages des Reformators Johannes Calvin (1509-1564) vorbereitet. Auch die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche will in dieser Woche an Calvin erinnern.

Das Bild Calvins sei im Laufe der Zeit positiver geworden, sagte der niederländische Kirchenhistoriker Herman J. Selderhuis (Apeldoorn) in Berlin. Allerdings habe es Jahrhunderte gedauert, bis Gegner ihn nicht nur schlecht und Anhänger nicht nur positiv bewertet hätten. "Unbestritten war jedoch immer, dass Calvin einen substanziellen Beitrag zu den politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der westlichen Welt geleistet hat."

Das Deutsche Historische Museum in Berlin plant vom 6. März bis 19. Juli 2009 die Ausstellung "Die Reformierten. Calvinismus in Deutschland und Europa", die in Kooperation mit der Johannes a Lasco-Bibliothek in Emden entsteht.

Die Theologie Calvins sei prägend für die reformierte Kirche, sagte Kirchenpräsident Jann Schmidt am Mittwoch in Emden. In den vergangenen 300 Jahren sei einiges von der reformierten Tradition verloren gegangen, sagte Schmidt: "Calvin und seine Theologie sind aber ein dickes Stück Schwarzbrot." Seine Anliegen seien nach wie vor entscheidende Merkmale der reformierten Kirche.

Dazu gehöre es, Nichttheologen maßgeblich an der Kirchenleitung zu beteiligen. Prägend seien auch sein Verständnis des Abendmahls und die Konzentration des Gottesdienstes auf Gebet, Predigt, Gesang und biblische Lesung. In den Geschichtsbüchern werde Calvin zu Unrecht verzerrt und häufig bloß als "der Henker von Genf" oder als "Vater des Kapitalismus" dargestellt, sagte Schmidt. Das "Calvin-Jahr 2009" sei darum ein willkommener Anlass, um auf die Verdienste des Reformators hinzuweisen.

Calvin wurde am 10. Juli 1509 in Nordfrankreich geboren. Er war 26 Jahre jünger als Martin Luther (1483-1546) und gehört zur zweiten Reformatoren-Generation. Aus seinem Heimatland kam der Glaubensflüchtling nach Genf. Nach einem Aufenthalt in Straßburg wurde er 1541 Pfarrer in der Genfer Kirchengemeinde. Calvin wirkte vor allem durch Predigten und theologische Veröffentlichungen. Er hat nicht nur neue Akzente in der Theologie der Reformation gesetzt, sondern auch politische Entwicklungen ausgelöst, die Westeuropa und Nordamerika entscheidend beeinflusst haben.

16. April 2008