Kirchen besorgt über globale Ernährungskrise

Maßnahmen gegen Hungersnot gefordert

Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben sich besorgt über die weltweite Ernährungskrise geäußert. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) appellierte am Freitag an die Industrieländer, bei den Handelsabkommen zu Fragen der Agrarmärkte faire Bedingungen zu entwickeln. Die Evangelisch-reformierte Kirche forderte Anstrengungen, um eine drohende humanitäre Katastrophe abzuwenden.

Der westfälische Präses Alfred Buß kritisierte den Anbau von Energiepflanzen, der zu Lasten der Lebensmittelerzeugung gehe. "Die Lebensmittel der Armen dürfen nicht unserem Sprit weichen", erklärte er in Bielefeld. Angesichts steigender Lebensmittelpreise empfahl der evangelische Landesbischof Frank Otfried July eine Berücksichtigung der Interessen armer Menschen. Er trat zugleich für eine weltweit ökologisch ausgerichtete Wirtschaft ein.

Für die Ernährungskrise sei neben einer verfehlten Agrarpolitik auch der "Verdrängungswettbewerb zwischen Tank und Teller" verantwortlich, erklärte Buß. Die Flächen für Lebensmittelerzeugung seien knapp geworden. "Der Anbau von Energiepflanzen für den Export in einigen Ländern Asiens und Südamerikas zerstört mehr und mehr die Lebensgrundlagen der ländlichen Bevölkerung."

Bis vor wenigen Jahren galten Hungersnöte und Mangelernährung weltweit als überwindbar, sagte der reformierte Vizepräsident Johann Weusmann auf der Gesamtsynode in Emden. Mehr als 100 Millionen Menschen in 33 Staaten drohe aufgrund der steigenden Lebensmittelpreise der Absturz ins Elend. Der Kampf ums tägliche Brot habe in vielen Ländern zu Krawallen und Plünderungen geführt: "Dieses Elend kann uns nicht gleichgültig sein."

In Handelsabkommen müsse den Entwicklungsländern mehr Flexibilität zugestanden werde, um durch stabile Preise die eigene Nahrungsmittelproduktion zu sichern, unterstrich ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer. Die Entwicklungsländer rief er auf, der örtlichen Erzeugung von Lebensmitteln Vorrang einzuräumen. Notwendig seien gesicherter Zugang zu Land, zu Wasser und zu Weideland.

18. April 2008