Feierlicher Stabwechsel in hannoverscher Landeskirche

Von Vietinghoff wird verabschiedet, Nachfolger Guntau eingeführt

Von Rainer Clos und Ulrike Millhahn (epd)

Hannover (epd). Ein hochrangiger Stabwechsel, zu dem rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche in Hannover erwartet werden, steht am kommenden Montag in der mit mehr als drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche Deutschlands an. Der langjährige Präsident des Kirchenamtes der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Eckhart von Vietinghoff (63), wird in einem feierlichen Gottesdienst in der Marktkirche verabschiedet und sein Nachfolger Burkhard Guntau (60) in sein neues Amt eingeführt.

Die Predigt hält Landesbischöfin Margot Käßmann. Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, und der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) wollen die Verdienste des scheidenden Präsidenten würdigen. Von Vietinghoff hat nicht nur 24 Jahre das Landeskirchenamt in Hannover geleitet. Er gehörte auch zwölf Jahre dem obersten Leitungsgremium der EKD, dem Rat, an und stand vielen Kuratorien von Vereinen und Stiftungen vor.

Als Verhandler, Vermittler und Vordenker war der gebürtige Göttinger stets gefragt, wenn Probleme unlösbar schienen. "Raus gehen, sich dem Wind stellen, Neues versuchen, Mut zum Risiko und zum Irrtum", so brachte es der Jurist in einem Interview einmal selbst auf den Punkt. Bischöfin Käßmann sagt über ihn: "Den Mut des Präsidenten auch zu unpopulären Entscheidungen habe ich oft bewundert." Sie habe immer wieder erlebt, wie er eine Lösung "eingesprochen" hat oder auch spontan einen Ausweg fand.

So führte von Vietinghoff nach der deutschen Einheit die ost- und westdeutschen Kirchen in ihrem langen, erbitterten Streit um die Militärseelsorge zu einem Konsens. Unter seinem Vorsitz wurde das kirchliche Medien-Engagement im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik in Frankfurt reformiert.

Auch die komplexen Strukturen des Protestantismus waren für ihn kein Tabu. Er schlug vor, die konfessionellen Verbände unter dem Dach der EKD zu vereinigen. Mit seinen "Unfrisierten Gedanken", wie er seine Schrift für mehr Profil der Kirche und eine stärkere EKD nannte, brachte er zunächst weite Teile des eigenen, lutherischen Lagers gegen sich auf. Letztlich stieß er aber auf große Zustimmung in den Landeskirchen.

Auch sein Nachfolger, der bisherige Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes, Burkhard Guntau, hat sich als vorausschauender Verwaltungsmann und Vordenker struktureller Reformen in der Kirche hohen Respekt erworben. Wie von Vietinghoff kam Guntau über den Staatsdienst zur Kirche. Seit 1996 leitet der Jurist die Rechtsabteilung im EKD-Kirchenamt. Vizepräsident wurde er vor zwei Jahren. Sonntagsschutz, Beichtgeheimnis, Religionsfreiheit, Antidiskriminierungsgesetz oder Militärseelsorge - Guntau bewies auf verschiedenen Feldern des Staatskirchenrechtes hohe Kompetenz, stets verbunden mit einem sachlichen Urteil.

Der scheidende Präsident wünscht seinem Nachfolger "die gelassene Kraft, um die nötigen Reformen und Entscheidungen fördern und tragen zu können". Dazu braucht es von Vietinghoff zufolge Humor und Durchsetzungsfähigkeit: "Verwalten heißt, zukunftsorientiert zu gestalten."

21. April 2008