EKD: Verbrechen an Armeniern als Völkermord anerkennen

Frankfurt a.M. (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat am Gedenktag für die Opfer des Genozids an den Armeniern im Jahr 1915 an den Bundestag und an die türkische Regierung appelliert, das Verbrechen als Völkermord anzuerkennen. Es sei beschämend, dass das armenische Volk bis heute für die Anerkennung dieser Geschehnisse kämpfen müsse, sagte der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Stephan Reimers, am Donnerstagabend in Frankfurt.

Das Deutsche Reich trage Mitschuld an der Unterdrückung der geschichtlichen Wahrheit, führte Reimers aus. Die damalige deutsche Regierung habe wider besseres Wissen geschwiegen, um die Türkei als Kriegsverbündeten zu halten. Dies habe der Bundestag mit einer Resolution im Jahr 2005 bedauert. Leider habe das Parlament den Begriff "Völkermord" vermieden. Reimers erinnerte an das beispielhafte Handeln des evangelischen Pfarrers Johannes Lepsius, der 1915 bei General Enver Pascha zu intervenieren versuchte und den Genozid in Deutschland öffentlich bekanntmachte.

Die Bundesrepublik hat nach den Worten von Reimers neues Vertrauen bei ihren Nachbarn gefunden, weil sie die Verbrechen des "Dritten Reiches" bekannte und Konsequenzen daraus zog. Deutsche sollten für eine Aussöhnung zwischen Türken und Armeniern eintreten. Ein Land, das Vollmitglied der EU werden wolle, müsse sich seiner Vergangenheit stellen, sagte Reimers mit Blick auf die Türkei.

Die Gedenkfeier in der Paulskirche wurde veranstaltet von einer Initiative des Zentralrats der Armenier in Deutschland und der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland.

24. April 2008